Der FC Memmingen belegt in der Fußball-Regionalliga derzeit einen Abstiegsrelegationsplatz. Am Freitag ab 19 Uhr muss der 17. der Tabelle, der zurzeit vier Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz steht, beim Tabellensechsten Wacker Burghausen ran. Vor den letzten drei Spielen der Saison befragte die Redaktion der Allgäuer Zeitung den Sportlichen Leiter des FCM, Thomas Reinhardt.
Herr Reinhardt, der FC Memmingen steht auf Relegationsrang 17 und hat nur noch drei Spiele zu absolvieren. Auf was stellen Sie sich jetzt ein?
Thomas Reinhardt: Wir hatten lange Zeit, die Klasse aus eigenen Kräften zu sichern. Das ist jetzt leider nicht mehr der Fall. Jetzt müssen wir versuchen, in unseren drei noch ausstehenden Spielen die optimale Punktzahl zu holen – und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.
Auf wen könnte der FCM in der Relegation treffen? Und: Wie schätzen Sie da die Chancen Ihres Teams ein?
Reinhardt: Im Süden sind die möglichen Teams der SV Donaustauf, SSV Jahn Regensburg II oder SV Kirchanschöring – und 1860 München II bei einem Aufstieg der Profi-Mannschaft in die Zweite Bundesliga. Im Norden könnten es DJK Vilzing, SpVgg Ansbach, Eintracht Bamberg oder der ATSV Erlangen sein. Wenn es soweit kommen sollte, haben wir auch hier sicherlich alle Chancen, die Klasse zu halten.
Wie konnte es Ihrer Meinung nach überhaupt so weit kommen?
Reinhardt: Dass es so weit kommen konnte, dafür muss man auch zwei Jahre zurückblicken. Wir hatten damals zu einem Zeitpunkt mitten in der Pandemie eine Situation, in der wir aus verschiedensten Gründen bestimmt über ein Dutzend regionalligataugliche beziehungsweise erfahrene Spieler verloren haben. Dann in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sofort wieder eine homogene Mannschaft auf die Beine zu stellen, dass geht nicht von heute auf morgen.
Hätte das aktuelle Team nicht das Potenzial gehabt, den Klassenerhalt frühzeitig unter Dach und Fach zu bringen?
Reinhardt: Das Potenzial für Platz 15, um die Klasse zu halten, hat die Mannschaft sicherlich.
Was wäre, wenn der FCM in die Bayernliga absteigen würde?
Reinhardt: Nachdem wir im Winter mit 28 Punkten einigermaßen gut dastanden, waren wir überzeugt, dass wir in den verbleibenden vierzehn Spielen die Klasse halten werden. Es ist ja auch jetzt noch möglich, aber im Fußball kann eben aus vielen verschiedenen Gründen alles passieren. Mit einem eventuellen Abstieg muss der FCM Jahr für Jahr kalkulieren, auch wenn wir seit zwei Jahrzehnten durchgehend in der höchsten bayerischen oder süddeutschen Spielklasse vertreten sind. Von daher trifft uns das nicht unvorbereitet, auch wenn es für eine ganze Generation eine ganz neue Erfahrung wäre. Deshalb möchten wir das uns, unseren Fans und Sponsoren auch in dieser Saison gerne ersparen.
Hätte ein Abstieg Auswirkungen auf den Neubau des Multifunktionsgebäudes?
Reinhardt: Bereits zu Beginn der Gebäudeplanung wurde das Finanzierungskonzept von der Spielklassen-Zugehörigkeit der Herrenmannschaft losgelöst. Damit entstehen zwar bei einem Abstieg keine wirtschaftlichen Konsequenzen für den Gebäudebau, aber konzeptionell wurde das neue Multifunktionsgebäude schon auf eine Vierte Liga oder auch mal ein, zwei Jahre Dritte Liga ausgerichtet. Natürlich wäre bei einem Abstieg das erklärte Ziel, so schnell wie möglich wieder in die Regionalliga aufzusteigen.
Das Interview führte Manfred Jörg - Allgäuer/Memminger Zeitung vom 06.05.2022 - Foto (C) Siegfried Rebhan