U21: Besim, der Feuerwehrmann

Ehekirchen H03 Miroci 300Udo Lattek, Jörg Berger oder zuletzt Felix Magath: Die Namen der Trainer, die einen abstiegsgefährdeten Fußballverein kurz vor Saisonende übernommen und noch gerettet haben, ist prominent besetzt. Doch sie alle hatten mit ihren Mannschaften aus der Bundesliga nicht solch eine Aufholjagd geschafft, wie der Pfaffenhausener Besim Miroci (rechts im Bild).

Der 46-jährige Trainer schaffte nämlich in der abgelaufenen Saison das schier Unmögliche und hievte das abgeschlagene Tabellenschlusslicht FC Memmingen II vom letzten Platz auf einen Nichtabstiegsplatz. Aus 13 Spielen holten die Memminger unter seiner Regie 26 Punkte – eine fantastische Bilanz.

„Damit hat niemand gerechnet“, sagt Miroci, mit etwas Abstand zum Saisonfinale in der Landesliga West-Südwest. Die hatte lange Zeit einen beinahe sicheren Absteiger: Nach 21 Spielen in der Vorrunde standen die Memminger mit gerade einmal 15 Punkten da – und hatten als Tabellenletzter bereits zehn Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Zwei Spieltage vor der Winterpause reagierte der Verein, trennte sich von Trainer Serdar Kul und fragte bei A-Jugend-Trainer Miroci an. „Es gab einige, die mir davon abgeraten haben, weil es aussichtslos erschien“, erzählt Miroci. „Aber mein Ziel war es immer, wieder zurück in den Herrenbereich zu kommen.“ Dort hatte er im östlichen Landkreis den SV Schöneberg und den FC Loppenhausen trainiert und auch Erfolge gefeiert – nur eben auf Kreisebene. Als er zum FC Memmingen ging, trainierte er ab 2020 die A-Junioren in der Bayernliga.

Als dann im Herbst 2021 die Anfrage kam, ob er nicht die Landesliga-Mannschaft übernehmen wolle, hat er nicht lange gezögert. „Der, der zögert, verliert“, sagt Miroci. Das erste Spiel geht aber prompt verloren: Gegen den 1. FC Garmisch-Partenkirchen setzt es eine 1: 2-Heimniederlage, im letzten Spiel vor der Winterpause geht auch die Partie gegen den FC Kempten mit 1: 4 verloren. War die Entscheidung vielleicht doch falsch?

„Nein, das musst du einkalkulieren. Ich hatte den Vorteil, dass ich die ganze Vorbereitung auf die Rückrunde steuern konnte“, sagt Miroci. Diese begann am 10. Januar – so früh, wie sonst bei keiner anderen Mannschaft, wie Miroci sagt. Es war eine gute Vorbereitung, keines der sechs Testspiele ging verloren. „Dadurch konnte ich die Mannschaft überzeugen, dass wir doch noch eine Chance haben“, so Miroci. Zum Rückrundenstart gelangen dann gleich zehn Punkte aus vier Spielen und der Sprung auf den vorletzten Platz. „Dann aber kamen vier Spiele, wo wir nur einen Punkt holten.“ Nun war Miroci als Psychologe gefragt. „Hier hat mir meine Erfahrung geholfen.“

Doch nicht nur die zweite Mannschaft des FC Memmingen steckte im Abstiegskampf, auch die erste Mannschaft kämpfte in der Regionalliga ums Überleben. Das machte sich im Spielerkader bemerkbar, die Regionalligatruppe zog immer wieder Spieler nach oben. „Auf einmal hatte ich keinen Stürmer mehr“, sagte Miroci. Seine Idee, den gelernten Innenverteidiger Dennis Picknik in den Sturm zu beordern, sollte sich als goldrichtig erweisen: Picknik erzielte fünf Tore, dabei zwei beim 3: 2-Sieg im letzten Spiel gegen den FC Ehekirchen. „Ohne diesen Wechsel hätten wir es wohl nicht geschafft“, mutmaßt Miroci.

Nach der kleinen Negativserie rund um Ostern herum startete die Mannschaft dann den erhofften Siegeszug: Die fünf noch ausstehenden Spiele wurden allesamt gewonnen. „Als wir in Geretsried gewonnen haben (das viertletzte Saisonspiel, Anm. d. Red.), habe ich es gerochen, dass wir es noch schaffen können. Und zwar auf direktem Weg.“ Diese Serie von fünf Siegen im Schlussspurt seien etwas „für die Ewigkeit“, wie Miroci sagt.

Am Ende hielten die Memminger die Klasse auf direktem Weg als Tabellen-13. Dass die erste Mannschaft aus der Regionalliga absteigen musste, dämpfte zwar den Jubel, schmälert den Erfolg jedoch nicht. „Für die Jungs ist es wichtig, dass sie weiter Landesliga spielen. Bezirksliga wäre nicht gut für uns gewesen“, sagt Miroci. Anders als seine prominenten Feuerwehrmänner-Kollegen aus der Bundesliga hört er nicht nach getaner Arbeit auf, sondern wird auch in der neuen Saison den FC Memmingen II trainieren. „Ich bin dankbar für die Chance, die ich vom FC Memmingen bekomme. Ich bleibe dran und ziehe das durch.“

 

Von Axel Schmidt - Mindelheimer Zeitung vom 04.06.2022 - Foto (C) FCM

 

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