„Leroy Sané hätte seinen Ausbildungsverein, die SG Wattenscheid 09, ganz alleine vor der drohenden Insolvenz retten können – mit seinem Wochenverdienst oder so.“ Jene Worte über den jungen Nationalspieler stammen aus einer TV-Dokumentation des preisgekrönten Drehbuchautors Tom Theunissen. „Das Beispiel veranschaulicht, wie absurd der Fußball geworden ist“, sagt Theunissen in dem Film. Es geht um die große wirtschaftliche Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball. Es fällt dabei auch der Begriff vom „Finanzgrab Regionalliga“. Dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge verdient der 23-jährige Sané bei Manchester City knapp 180 000 Euro – pro Woche. Theunissens Doku wurde bei einer Informationsveranstaltung des Fußball-Regionalligisten FC Memmingen gezeigt. Im Mittelpunkt des Abends stand die Frage: Ist künftig Profifußball in Memmingen möglich? Der Verein stellte in diesem Rahmen auch seine Pläne für ein neues Funktionsgebäude, rund vier Millionen Euro teuer, vor.
Zwar habe man sich in einem aufwendigen Lizenzierungsverfahren für die 3. Liga beworben, betonte Präsident Armin Buchmann, doch die Grundsatzfrage laute: „Wie können wir an der Schnittstelle zwischen Amateurstruktur und Profitum künftig überleben?“ Buchmann betonte: „Nach Einschätzung des DFB dürften wir unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten sofort in der 3. Liga spielen.“ Umfangreiche Auflagen müssten jedoch erfüllt werden – unter anderem ist eine Spielstätte mit Platz für mindestens 10 000 Zuschauer gefordert. Und was die Stadion-Infrastruktur angeht, verweigere der Verband die Zulassung. Eine der Ursachen hierfür seien die fehlenden Toiletten für 3 000 Besucher bei so genannten Risikospielen. Buchmann: „Unsere Arena ist schön, aber nicht funktional, die Toilettensituation ist seit der Einweihung vor zehn Jahren beschämend.“ Der Verein müsse auf eigene Kosten Dixi-Klos und Urinale aufstellen. Die Mannschaften müssen ihre Besprechungen vor den Spielen in muffigen Kabinen abhalten, wenn das Nebenzimmer der vereinseigenen Gaststätte belegt sei. Es gebe keinen einzigen Funktionsraum im ganzen Stadion, der genutzt werden kann. Über 120 Kindern und den Trainern des DFB-Stützungspunkts steht quasi nur eine Abstellkammer zur Verfügung. Ein eigenes Materialhaus hat der FCM aufgrund der Raumnot kürzlich selbst schon umgesetzt.
Eine Lösung könnte ein Neubau sein. Otto Birk (im Bild) von der gleichnamigen Aitracher Baufirma stellte seine Pläne vor. Bis Ende Juni 2021 soll auf der Südseite in der Arena an der Bodenseestraße ein dreistöckiges Gebäude entstehen, der Charakter der Anlage und der Baumbestand sollen gleichzeitig vollständig erhalten bleiben. Vorgesehen sind für bisher kalkulierte 3,7 bis vier Millionen Euro großzügige WC-Anlagen, Mehrzweckräume für die Jugend, Besprechungen, Schulungen, Sanitäter, Polizeizentrale, Medien. Sprich: Alles, was bisher fehlt. Dazu ein Kiosk und ein Balkon mit VIP-Plätzen von denen aus die Spiele in der Arena beobachtet werden können. Die Etagen sind barrierefrei über einen Aufzug erreichbar. Buchmann sagte: „Wir haben die Stadt gebeten, uns Baurecht einzuräumen. Wir würden dann alles selbst stemmen.“ Finanziert werden soll das Ganze über ein „langfristiges Darlehen zu Top-Konditionen“ (Buchmann) sowie über Zuschüsse der Stadt, des Freistaats Bayern und mehrerer Sportverbände. Von der Funktionalität her sei die Arena bisher „nicht einmal sechstligatauglich“, meinte der FCM-Präsident.
(Von Dominik Prähofer - Allgäuer Zeitung vom 27.08.19 - Foto: Olaf Schulze / Plan-Ansichten: Otto Birk Bauunternehmung)