"Die Lokale" hat bei den einzelnen Fraktionen im Memminger Stadtrat nachgefragt, wie sie zu den Planungen des FC Memmingen stehen, in der Arena ein Multifunktionsgebäude zu errichten, um die Infrastruktur zu verbessern und für die Zukunft gerüstet zu sein. Hier die Stimmen.
(rad) Der FC Memmingen plant seine Zukunft – und ist dabei auch auf die Unterstützung der heimischen Politik und Wirtschaft angewiesen. Vor kurzer Zeit haben die Verantwortlichen des einzigen Allgäuer Fußball-Regionalligisten die Pläne für ein Multifunktionsgebäude vorgestellt – und damit auch deutlich gemacht, dass sie auch künftig erfolgsorientierten, nahe am Profitum angesiedelten Fußballsport bieten möchten.
Mit dem präsentierten Vier-Millionen-Bau und der weitgehend vorhandenen Planung hat der FCM deutlich gemacht, wie ernst ihm dieses Projekt ist. Diese Vision – oder besser: Der erste Schritt einer konkreten Zukunftsplanung – steht und fällt aber auch mit der Akzeptanz der Bürger und zunächst einmal der (städtischen) Politik. Die ist nun am Zug, muss ihren Standpunkt darlegen und dann gegebenenfalls Hand in Hand mit dem Fußball-Club das Vorhaben umsetzen.
Die Lokale hat den Fraktionen des Memminger Stadtrats dazu vier Fragen gestellt:
Wie steht Ihre Fraktion dem hochklassigen Fußball/Sport generell gegenüber?
Bernhard Thrul/ Die Grünen: Wenn es außergewöhnlich leistungsstarke Sportler(innen) gibt, mögen die gerne in Memmingen ihrem Sport nachgehen. Sie sind dann auch ein Aushängeschild für die Stadt und tragen den Namen Memmingens nach ganz Deutschland. Der jeweilige Verein sollte halt aufpassen, sich nicht finanziell zu übernehmen. Der Verein sollte bei all dem den Breitensport nicht vernachlässigen.
Helmut Börner/ Freie Wähler: Grundsätzlich steht die FW-Fraktion dem Sport positiv gegenüber, allerdings nicht nur dem hochklassigen Leistungssport, sondern auch dem Breitensport. Da sich die beiden Sportausübungen auch gegenseitig befruchten, halten wir diese Einstellung der Freien Wähler für sinnvoll.
Matthias Ressler/ SPD: Die SPD/FDP hat Sport immer unterstützt. Zum einen durch Haushaltsmittel, die dem Sport zur Verfügung gestellt werden, zum anderen durch viele persönlichen Kontakte und Verbindungen in die einzelnen Vereine.
Stefan Gutermann/ CSU: Memmingen unterstützt Breiten- und Spitzensport in hohem Maße und muss sich hier nicht verstecken. So werden den Vereinen rund 30 Turn- und Sporthallen, die Fußball-Arena und das Eisstadion zu guten Konditionen zur Verfügung gestellt. Nicht zu vergessen die Übungsleiterpauschale.
Muss/soll die Stadt Ihrer Meinung nach spürbar Unterstützung leisten, wie es auch in anderen vergleichbaren Städten geschieht, wenn sie nicht ihre Stellung als selbsternannte „Sportstadt“ verlieren will?
Bernhard Thrul/ Die Grünen: Zunächst gibt es eine solche Verpflichtung für die Stadt nicht, also kein "Muss". Eine Unterstützung seitens der Gemeinde halten wir in eingeschränktem Rahmen aber für selbstverständlich, allerdings nicht für den laufenden Betrieb, sondern für z.B. definierte bauliche Vorhaben. Die Unterstützung sollte sich an Zuwendungen für andere Organisationen orientieren und böses Blut bei anderen Vereinen vermeiden. Die Marke "selbsternannte Sportstadt" ist dabei nicht so wichtig, dass unverhältnismäßig hohe Gelder fließen. Die "Sportstadt" ist auch nicht auf einen einzigen Verein beschränkt.
Helmut Börner/ Freie Wähler: Die Bezeichnung „Sportstadt“ hat sich die Stadt nicht nur durch die Leistungen vieler ehrenamtlich Tätiger in den Vereinen, sondern auch durch die Erfolge der Leistungssportler selbst erworben. Die Stadt hat durch die Entscheidungen im Stadtrat für die großen Sportanlagen - wie z.B. die Eissporthalle oder die großzügige Erneuerung der Fußball-Arena - alle Vereine, die diese beiden Sportarten ausüben, sowohl im Breitensport, aber vor allem auch im Spitzensport/Leistungssport unterstützt.
Matthias Ressler/ SPD: Die Stadt leistet bereits spürbare Unterstützung. In manchen Bereichen weniger, in manchen Bereichen mehr. Die Zukunftsaufgaben liegen im Moment vor allem im Schwimmsport mit dem Bau eines kombinierten Bades. Aber auch die Umkleidesituation in der Eissporthalle und das eben thematisierte Funktionsgebäude sind wichtige Themen.
Stefan Gutermann/ CSU: Natürlich ist der FCM ein Aushängeschild, das Memmingen weithin bekannt macht. Ähnlich wie in der Kultur beispielsweise die Memminger Stadtkapelle.
Wie kann aus Sicht der Fraktion eine Zusammenarbeit des FC Memmingen mit der Stadt aussehen? Wäre ein erster Schritt die Erteilung des Baurechts?
Bernhard Thrul/ Die Grünen: Zunächst muss der FCM seine Hausaufgaben machen. Wenn dann ein Ziel definiert ist, ist der Kontakt zur Stadt obligatorisch. Wenn gebaut werden soll, muss sich das Vorhaben gesetzeskonform darstellen lassen. Die Stadt wird sicherlich dem FCM keine unangemessenen Stolpersteine in den Weg legen. Denn "die Stadt", das ist nicht nur die Stadtverwaltung, das sind wir alle, auch der FCM.
Helmut Börner/ Freie Wähler: Wir begrüßen das Vorhaben des FCM, ein sogenanntes Multifunktionsgebäude zu erstellen und dabei als Bauherr, Kostenträger und Betreiber aufzutreten. Dies ist sicher ein mutiges Vorhaben und verdient Unterstützung. Die vorgesehenen Räume dienen ja nicht nur dem Leistungssport, sondern auch dem Breitensport und hier vor allem der Nachwuchsarbeit. Die Entscheidung, Baurecht über einen Erbbaurechts-Vertrag, wenn dieser juristisch möglich ist, zu erteilen, wäre sicher ein positiver Beitrag zur Zusammenarbeit zwischen dem FCM und der Stadt. Eine Zusammenarbeit und Unterstützung beim Betrieb, z. B. durch Mietzahlungen für die Nutzung der Räume für den Schulsport oder ähnlicher Veranstaltungen der öffentlichen Hand, sehen wir positiv.
Matthias Ressler/ SPD: Der erste Schritt ist eine Klärung der Zusammenarbeit. Da hat der FC Memmingen schon relativ konkrete Vorstellungen. Diese müssen jetzt in der Verwaltung und in den Gremien besprochen werden. Wir stehen gerade am Anfang der politischen Willensbildung - da kann man noch nicht über Baurecht sprechen.
Stefan Gutermann/ CSU: Zunächst muss man in Dialog treten, es gibt noch viele offene Fragen. Allerdings ist der vorgeschlagene Weg des FCM schon sehr gut, hier als Bauherr auftreten zu wollen.
Wie kann die Stadt eine eventuelle massive Förderung anderen Vereinen vermitteln? Muss sie das überhaupt?
Bernhard Thrul/ Die Grünen: Warten wir doch erst mal ab, wie eine Förderung aussehen könnte. Und ob das dann massiv ist, werden wir sehen. Anderen Vereinen erklärt werden muss jedenfalls nichts. Aber wie schon oben bemerkt, sollte eine Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Und die womöglich aufkommenden Diskussionen innerhalb Memmingens werden gegebenenfalls schon dazu führen, dass die handelnden Personen wie Oberbürgermeister oder Stadträt(inn)e(n) sich immer wieder neu erklären müssen.
Helmut Börner/ Freie Wähler: Wir halten es nach wie vor für richtig, alle Vereine in allen Sportarten zu unterstützen, sowohl durch die Förderung von Vereinsheimen, Sporthallen oder Sportplätzen, als auch z. B. bei besonderen Veranstaltungen der Vereine. Das Ausmaß der Unterstützung hängt von den jeweiligen Bedürfnissen ab. Ein Beispiel ist sicher die sogenannte „Bäderfrage“. Wnn es für die Sportvereine, die ja die Bedürfnisse der Gesamtbevölkerung widerspiegeln, notwendig und sinnvoll ist, wird eine bedeutende Summe der von der Bevölkerung bezahlten Steuern für diese Bedürfnisse, hier den Schwimmsport, ausgegeben. Wir sehen hier keinen Verein bevorzugt oder benachteiligt, denn die Förderung mit Steuermitteln kommt ja der Allgemeinheit zu Gute.
Matthias Ressler/ SPD: Ich sehe im Moment nicht, dass eine massive Förderung notwendig ist. Der FC Memmingen hat sich lobenswerterweise über die Eigenfinanzierung gute Gedanken gemacht. Wenn ein Verein dermaßen in Vorleistung geht, natürlich auch was die Finanzen angeht, aber auch Planungsleistungen erbracht hat, ist es die Pflicht einer Kommune ihn auf diesem Weg zu unterstützen. Trotzdem sind wir erst am Anfang und diskutieren gerade das weitere Vorgehen.
Stefan Gutermann/ CSU: Hier gilt: “Gerecht ist nicht, wenn alle das Gleiche bekommen.“ Soll heißen, auch die kleinen Vereine sind in der Vergangenheit umfangreich unterstützt worden, man denke an die Tribüne in Amendingen oder das Sportheim in Dickenreishausen.
Auch der Christliche Rathausblock (CRB) wurde befragt, hier hat Wolfgang Courage zusammenfassend geantwortet: Bereits kurz nach Erstellung der neuen Fußballarena stellte sich heraus, dass Nebenräume und Toilettenbereiche unzureichend vorhanden sind. Seitdem hat sich eine andauernde Debatte und Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten angeschlossen. Dass nun der FCM in Vorleistung geht und den Neubau eines dringend notwendigen Funktionsgebäudes anstrebt, ist sehr zu begrüßen. Der Verein hat Entwurf und Planung in Gang gesetzt, macht sich intensive Gedanken zur Finanzierung des Gebäudes. Von Vorteil für Verein und Stadt ist, dass der Verein Eigenleistung und Sponsorenengagement einbringen kann, was bei Errichtung eines Funktionsgebäudes durch die Stadt nicht möglich wäre. Aus unserer Sicht sollten Stadt und Verein schnell einen gangbaren Weg für die Realisierung finden, alle am Sport Beteiligten, Besucher und Gäste hätten davon nur Vorteile.
HIER gibt's mehr Informationen zum geplanten Multifunktionsgebäude
(Animation: Otto Birk Bau)