Man übertreibt wohl nicht, wenn man feststellt: Das war ein historischer Abend, einer der wichtigsten in der 114-jährigen Vereinsgeschichte des 1907 gegründeten Fußball-Regionalligisten FC Memmingen (FCM). 109 von 675 Mitgliedern (Stand: 1. Januar 2021) haben sich jetzt zu 100 Prozent hinter das Großprojekt Multifunktionsgebäude gestellt. Dieses will der Verein an der Südseite der Arena an der Bodenseestraße errichten. Wie unsere Redaktion bereits mehrfach berichtet hat, geht FCM-Präsident Armin Buchmann derzeit davon aus, dass das Vorhaben brutto rund 3,5 Millionen Euro kosten werde. Als Baubeginn werde der Herbst angepeilt, die Fertigstellung solle im Jahr 2023 erfolgen, erklärte Buchmann.
Nach der Zustimmung der Mitglieder werden nun umgehend erste konkrete Schritte eingeleitet. Ende Juli hatte bereits der Bauausschuss des Memminger Stadtrates die Ampel für das Vorhaben auf Grün gestellt. Die FCM-Mitglieder zogen nun bei ihrer Versammlung in der Stadthalle geschlossen nach. Genau genommen erteilten sie drei Punkten jeweils ihre 100-prozentige Zustimmung:
- Das Multifunktionsgebäude soll an der Bodenseestraße im oberen südlichen Bereich der Fußball-Arena errichtet werden.
- Für den Bau des Multifunktionsgebäudes kann der Verein ein Darlehen in Höhe von 2,65 Millionen Euro bis maximal 3,2 Millionen Euro aufnehmen. Dieses soll voraussichtlich über einen sogenannten Konsortialkredit im Verbund der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und der VR-Bank Memmingen geschehen.
- Das Präsidium des FCM wird mit der Umsetzung und der Errichtung des Multifunktionsgebäudes beauftragt. Das Präsidium des Vereins wird bei der Auftragsvergabe von der Ausschreibungspflicht befreit, damit Aufträge direkt an FCM-Partner, Sponsoren sowie unabhängige Unternehmer vergeben werden können.
Vor der Abstimmung hatte der seit 14 Jahren amtierende FCM-Vorsitzende Armin Buchmann, der nun im Amt bestätigt wurde, den in der Stadthalle versammelten Mitgliedern das Vorhaben detailliert vorgestellt. Der 55-Jährige betonte dabei: „Ich bin mir sicher, dass wir mit unserem Konzept eine tolle Zukunft vor uns haben.“ Mithilfe von großen Animationen, die auf einer Leinwand zu sehen waren, schwärmte Vorsitzender Buchmann in höchsten Tönen von dem Vorhaben: „Dieses Gebäude hat Erstliga-Niveau.“ Das bezog er unter anderem auf die rundum verglaste „Sky-Lounge“ im Obergeschoss. „Wir machen dort viele Dinge, die der Optik geschuldet sind, wir wollen Eyecatcher“, sagte Buchmann, „wir wollen, dass viele Leute künftig sagen: Da will ich rein, das will ich sehen!“
„Profi-Bedingungen schaffen“
Buchmann präsentierte den Mitgliedern beispielsweise auch den geplanten Raum für Schulungen, Versammlungen und Video-Analysen, ebenso einen Bereich, in dem „wir unseren Spielern Profi-Bedingungen bei der Reinigung ihrer Spielkleidung bieten wollen“. In seiner visionären Präsentation zeigte der FCM-Vorsitzende auch auf, wie beispielsweise ein künftiger Fitness-Mehrzweckraum und der Bewirtungsbereich im Erdgeschoss aussehen könnten. Buchmann fasste zusammen: „Das wird ein Meilenstein. Wir setzen uns keine Grenzen. Wir werden nur eins in dem neuen Gebäude nicht machen: Wir werden da drin nicht Fußball spielen!“
Armin Buchmann nahm auch ausführlich Stellung zur wohl wichtigsten Frage: „Wie wollen wir uns das alles eigentlich leisten?“ Er versicherte den Mitgliedern: „Das Gebäude ist durchfinanziert, selbst wenn wir alles falsch machen würden. Die Banken haben uns vier Monate lang auf Herz und Nieren geprüft.“ Buchmann nannte beispielsweise folgende Zahlen: Bei der im Raum stehenden Summe in Höhe von 3,5 Millionen handle es sich um die Bruttosumme. Nach Abzug von 19 Prozent Mehrwertsteuer verblieben als Nettoinvestition rund 2,94 Millionen Euro. Ziehe man hiervon noch einen „zehnprozentigen Kompensationsausgleich durch unsere Baupartner“ ab, stünden unter dem Strich 2,64 Millionen Euro als Verbindlichkeit für den FCM. Die künftige jährliche Belastung durch den Kapitaldienst veranschlagte Buchmann mit 89 000 Euro.
Auf der anderen Seite könne der FCM aber auch sichere Zuschüsse einplanen, etwa 350 000 Euro von der Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Dazu kämen zum Beispiel 465 000 Euro durch „strategische Partnerschaften“. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Buchmann: Das seien zum Beispiel Unternehmen, die sich exklusive Werberechte beim FCM wünschten und sich dabei überdurchschnittlich engagierten. Dabei gehe es etwa um die Namensrechte am Multifunktionsgebäude oder am Businessbereich.
Buchmann versicherte den Mitgliedern: „Ich meide generell – wie der Teufel das Weihwasser – das Schuldenmachen. Im Prinzip geht es mir immer um Schuldenminimierung.“ Daran könne man ihn jederzeit messen. Gerade auch bei der Verwirklichung des Großprojektes. „Wir haben sogar noch einen Puffer für alle Eventualitäten und Risiken“, so Buchmann. Dazu kämen „variable Einnahmen“ die in der aktuellen Kalkulation noch gar nicht berücksichtigt seien, Mieteinnahmen etwa: „Wir wollen das Gebäude natürlich auch gut vermarkten und verkaufen.“ Ein Beispiel: „Wir wollen künftig etwa Center-Parcs-Gäste aus Leutkirch anlocken, die einen schönen Abend beim FCM verbringen wollen.“
Von Manfred Jörg - Memminger Zeitung vom 09.08.2021 - Foto (C) Siegfried Rebhan