
Beim Fußball-Benefizspiel zwischen den „FCM-Allstars“ und der Ü45 des FC Bayern kommen fast 30.000 Euro zusammen. Und das auch ohne die erwarteten, aber nicht erschienenen Felix Magath und „Winnie“ Schäfer, berichtet die Memminger Zeitung:
Ein Wort scheint an diesem Nachmittag im Memminger e-con ArenaPark allgegenwärtig zu sein: Inklusion. Die Künstliche Intelligenz definiert den Begriff wie folgt: „Inklusion bedeutet, dass alle Menschen gleichberechtigt und selbstbestimmt an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben können – unabhängig von Herkunft, Behinderung, Geschlecht oder anderen Merkmalen.“
Initiator Alireza Assobar und der Junioren-Förderverein des FC Memmingen (FCM) setzen an diesem kühlen Herbstnachmittag den Gedanken der Inklusion aktiv um: Assobar hat die „FCM-Allstars“ und die Ü45 des FC Bayern München (FCB) zu einem 90-minütigen Benefizspiel eingeladen.
Im Team der heimischen Allstars stehen unter anderem verdiente Ex-Spieler wie Reinhold „Sammy“ Mayer, Harald „Harry“ Gfreiter, Christian Braun oder Stefan „Steve“ Pfohmann. Der Mann mit dem prominentesten Namen steht aber nicht auf dem Feld, sondern an der Seitenlinie: Michael Henke (68), langjähriger Trainer-Assistent von Ottmar Hitzfeld in Dortmund und München, coacht an diesem Tag das Ü-45-Team des FCB.
Das Freundschaftsspiel, bei dem die Münchner lange Zeit wie der sichere Sieger aussehen – sie führen zwischenzeitlich 3:1 und 4:2 – gewinnen letztendlich aber die kampfstarken Allstars mit 6:4.
Der frühere FCM-Torjäger Sammy Mayer betritt den Rasen erst in der Endphase des Spiels. „Ich habe vor dem Spiel beim Aufwärmen ein bisschen Schmerzen in der Wade gehabt“, erzählt der in Heimertingen lebende 61-Jährige nach dem Match. Er habe sich aber „gerne an dem Benefizspiel beteiligt, so was macht man doch gerne“. Initiator Alireza Assobar habe ihn „vier bis sechs Wochen lang bearbeitet“, um ihn zur Zusage zu bewegen.
Mit Erfolg. Als dann unmittelbar nach dem Schlusspfiff auch bei Mayer die Glückshormone durchbrechen, schiebt der Offensivmann frech nach: „270 Spiele, 108 Tore für den FCM!“ Dies sei seine offizielle Leistungsbilanz als früherer FCM-Kicker, errechnet vom legendären „Wack“, also vom mittlerweile verstorbenen Walter Liepert, dem einstigen Geschäftsführer des Fußballclubs.
Einer von Mayers Teamkameraden ist an diesem besonderen Tag der Memminger Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (32). Der OB spielt in den ersten 15 Minuten im Sturm. „Das war großartig“, schwärmt der Rathauschef. „Es war toll, mal selbst gegen die Bayern auf dem Platz zu stehen. Das macht schon Spaß, das hat man nicht alle Tage.“ Der Fußball bringe die Menschen zusammen. Stichwort Inklusion.
Vor dem Hauptspiel hatte das „Team Bananenflanke“ – ein Projekt für Kinder mit körperlicher, geistiger und seelischer Beeinträchtigung – das Vorspiel bestritten. Conny Uhlemayer ist während des Events praktisch im gesamten Stadionrund unterwegs. Freundlich spricht sie dort Zuschauerinnen und Zuschauer an. Ihr Ziel: Spenden für das „Team Bananenflanke“ sammeln. Uhlemayer macht das mit großer Leidenschaft, was wohl auch daran liegt, dass sie selbst einen körperbehinderten Sohn hat.
Und wie spendabel sind die Stadionbesucher an diesem Oktobertag? „Die meisten geben was“, sagt sie, „fünf Euro sind der Standardbetrag.“ Durch großzügige Spenden von Partnern und Sponsoren kommen jeweils 14.500 Euro für das Projekt „Bananenflanke“ und den Verein „Kicken für Kinder e. V.“ zusammen. Mit den gesammelten Summen werden Kinder und Jugendliche mit Handicap gefördert.
Für Spannung sorgt unter anderem auch die Versteigerung eines Trikots, das Bayern-Star Jamal Musiala signiert hat. Das Höchstgebot beträgt 850 Euro – aufgerufen vom ehemaligen FCM-Keeper Tobias Kirchenmaier. Außerdem können sich Kinder und Jugendliche auf dem Stadiongelände an verschiedenen Mitmach-Aktionen beteiligen.
Am Abend ist Macher Assobar mit dem Ablauf des Events zufrieden – mit einer Ausnahme: „Nicht nur viele Zuschauer, auch ich selbst bin enttäuscht, dass weder Winnie Schäfer noch Felix Magath hierher gekommen sind.“ Im Vorfeld war angekündigt worden, dass beide Trainergrößen (wahrscheinlich) nach Memmingen kommen würden.
Mit etwas Frust in der Stimme sagt Assobar: „Bisher kannte ich nur eine Welt, in der man verlässlich miteinander umgeht.“ Im Fall von „Winnie“ Schäfer müsse man das Ganze aber relativieren. Er habe sich erst vor Kurzem als Sportdirektor mit Ghana für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert. „Der Verband hat ihn daraufhin verpflichtet, bei den Feierlichkeiten vor Ort zu sein. Er wäre eigentlich sehr gerne nach Memmingen gekommen“, betont Assobar. Für das Fernbleiben von Felix Magath habe er dagegen „noch keine Erklärung“.









.
Von Dominik Prähofer – Memminger Zeitung vom 21.10.2025 – Fotos (C) Siegfried Rebhan