
Regionalligist FC Memmingen ackert, pflügt den Rasen um und fährt mit dem 1:1 auch gegen Greuther Fürth die Ernte ein, schreibt die Allgäuer Zeitung. Folgt dem goldenen September nun der goldene Oktober? Der Bericht:
Als Schiedsrichter Luca Schultze nach der vierten Minute der Nachspielzeit die Regionalliga-Partie beim Stand von 1:1 abpfiff, gab es trotzdem einen Verlierer: den Platz in der Memminger Fußball-Arena an der Bodenseestraße. Zuvor hatten der FC Memmingen (FCM) und die SpVgg Greuther Fürth II mehr als eineinhalb Stunden lang bei streckenweise strömendem Regen den Rasen in allerbester Landwirte-Manier beackert und umgepflügt. Da das auch beim 1:1 gegen die SpVgg Bayreuth am Dienstag nicht anders war, benötigt der arg strapazierte Platz in den nächsten Tagen eine Pause und liebevolle Pflege. Das gilt auch für die Spieler des FCM.
„Woher nehmen die Jungs nur die Kraft?“
Während FCM-Sprecher Andreas Schales bei der Pressekonferenz nach dem Spiel scherzte, man könne in der Arena jetzt Kartoffeln anpflanzen, hat die von Matthias Günes trainierte Mannschaft nach elf Spielen schon eine reiche Ernte eingefahren: Mit 19 Punkten hat Aufsteiger FCM nach knapp einem Drittel der Spielzeit bereits fast die Hälfte der magischen 40 Zähler gesammelt, die unter Fußball-Mathematikern gemeinhin als ausreichend für den Klassenerhalt bewertet werden.
Nach der kräfteraubenden Partie gegen Bayreuth mussten die Memminger Spieler nun auch gegen Fürth an die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit gehen. Und so mancher Zuschauer dürfte befürchtet haben, dass irgendwann doch der konditionelle Einbruch beim FCM kommen müsse. Doch er kam nicht. Und so stellte nicht nur Moderator Schales bei der Pressekonferenz die Frage in den Raum: „Woher nehmen die Jungs nur die Kraft?“
„Sie pushen sich gegenseitig“
FCM-Trainer Günes grinste zufrieden und sagte: „Die Jungs pushen sich gegenseitig. Ich muss den Hut vor ihnen ziehen – nach sechs Spielen in 21 Tagen.“ Seit sechs Spielen ist der FC Memmingen nun ungeschlagen und verbrachte einen „goldenen September“ ohne Niederlage. Für Günes ist das kein Zufall: „Uns war von Anfang an klar, was wir brauchen, um in dieser Liga bestehen zu können. Und das ziehen wir jetzt konsequent durch.“ Diese Basis müsse bestehen bleiben, „wir wollen uns aber in anderen Punkten weiterentwickeln“, kündigte der Memminger Trainer an. Was Günes damit unter anderem meinte, wurde deutlich, als er seinem Fürther Kollegen Roberto Hilbert antwortete. Der hatte analysiert, dass die Memminger sehr tief gestanden seien. Günes grinste erneut – und sagte: „Dass wir so tief gestanden sind, war keine Absicht.“ Da beide Teams auf tiefem, vom Regen aufgeweichten Untergrund alles gegeben hatten, durften nicht nur die 610 Zuschauer mit der Punkteteilung zufrieden sein, sondern auch die Spieler. Und so war es auch.
Man konnte es von ihren Gesichtern ablesen: Alle Memminger strahlten. So auch Kapitän „Jacky“ Gräser. Unmittelbar nach dem Spiel sagte er auf der Tribüne der Arena: „Wir sind wieder schwer ins Spiel gekommen. Wir haben uns nach dem Rückstand aber erneut rangekämpft und den Ausgleich gemacht. Wie gegen Bayreuth wollten wir auch dieses Spiel noch gewinnen.“ Ja, es ist dieser unbedingte Siegeswille, der den FCM neben der körperlichen und mentalen Fitness auszeichnet. Das sieht auch FCM-Vorsitzender Andreas Minkenberg so. Auch er strahlte nach der Partie gegen Fürth und gestand im Rahmen der Pressekonferenz im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich bin sehr stolz auf dieses Team.“
Die Tüchtigen haben aber auch Glück und ein goldenes Händchen
Die leidenschaftlich kämpfenden FCM-„Landwirte“ um Abwehrmann David Bauer ackerten hart. Die Tüchtigen hatten aber auch Glück: Zum Beispiel in der 38. Minute, als Kapitän Gräser beinahe den Ball mit dem Knie ins eigene Tor befördert hätte. Doch Memmingens sicherer Rückhalt im Tor, Dominik Dewein, parierte – wie auch den in der 62. Minute getretenen Foulelfmeter von Juan Ignacio Cabrera Ros. Der FCM hatte aber nicht nur Glück, sondern Trainer Günes auch ein goldenes Händchen: Er hatte Marcello Barbera gerade erst eingewechselt – und schon drückte der in der 54. Spielminute die Kugel zum 1:1-Ausgleich über die Fürther Torlinie.
Wer hart arbeitet, Glück und ein goldenes Händchen hat, darf nun auch auf einen goldenen Oktober hoffen. Für den FCM beginnt der am kommenden Samstag mit dem Spiel bei den Würzburger Kickers.
Von Manfred Jörg – Allgäuer Zeitung vom 29.09.25 – Fotos (C) Hannah Brenner, Siegfried Rebhan, Olaf Schulze