Allgäuer Zeitung: Eine Portion Lockerheit für den FC Memmingen

Maximilian Berwein und Sascha Hingerl sollen den Fußball-Regionalligisten vor dem Abstieg bewahren. Welchen Eindruck die beiden Neuzugänge von Mannschaft und Verein haben, lesen Sie im Bericht von Tobias Giegerich:

Eine Fahrgemeinschaft aus München nimmt für den FC Memmingen im Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern eine wichtige Rolle ein. Dominik Stroh-Engel spielt schon seit Januar 2022 für den FCM, die anderen drei Mitfahrer kamen erst diesen Winter zum Tabellenvorletzten: Dominik Kurija, Sascha Hingerl und Maximilian Berwein.

Die größte Regionalliga-Erfahrung aus diesem Trio bringen Hingerl und Berwein mit. Beide spielten zuletzt eineinhalb Jahre für den Ligakonkurrenten Türkgücü München und pendeln nun seit zwei Monaten gemeinsam nach Memmingen. „Bisher war noch keine Autofahrt langweilig. Wir sprechen über Gott und die Welt, aber natürlich geht es großteils um Fußball“, sagt Berwein. Allein die prekäre sportliche Lage des FCM dürfte genug Gesprächsstoff hergeben. „Wir haben die Verunsicherung in der Mannschaft bei unserer Ankunft gespürt. Aber ich denke, dass wir das in der Vorbereitung gut abgelegt haben“, sagt Hingerl.

Der 24-Jährige sieht die Mission Klassenerhalt auch als persönliche Herausforderung. „Ausschlaggebend für den Wechsel war aber vor allem, dass wir beide weiter in der Regionalliga spielen wollten“, sagt der defensive Mittelfeldspieler. Mehr als ein Dutzend Spieler hatten Türkgücü München im Winter verlassen, nachdem der Klub keine Gehälter und Prämien mehr gezahlt hatte. Sowohl Hingerl als auch Berwein zählten zu den Stammkräften der Münchner. „Der Unterschied zur Bayernliga ist enorm. Die Regionalliga bietet auch uns Spielern viel mehr, in Memmingen sieht man das vor allem an der Infrastruktur. Das ist eine Hausnummer, deswegen hat der FCM auch eine Strahlkraft über das Allgäu hinaus“, sagt Berwein.

FCM-Coach Matthias Günes, der ebenfalls im Winter neu dazukam, setzt im Abstiegskampf auf die defensiven Fähigkeiten Hingerls und die Torgefahr Berweins. In den bisherigen Spielen gegen Schweinfurt (2:2) und Augsburg II (1:1) zählten die beiden Neuen zur Startelf. „Wir waren sauer, dass wir da nicht mehr Punkte herausgeholt haben“, sagt Hingerl. Berwein ergänzt: „Wir wussten, worauf wir uns einlassen. Sascha war schon bei Türkgücü mein bester Kumpel. Wir haben uns natürlich ausgetauscht. Jetzt versuchen wir, den FCM sportlich wieder in positive Bahnen zu lenken.“

Berwein, der auch ein Angebot von Schlusslicht Buchbach hatte, freut sich besonders auf das erste Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen den FC Bayern München II (siehe Infokasten) . „Wir müssen über die Körperlichkeit kommen, weil wir spielerisch nicht auf Augenhöhe sind. So wollen wir sie aber auch knacken“, sagt der 28-Jährige. „Bei unserer Spielweise sind viele Läufe in die Tiefe gefragt, dafür bin ich prädestiniert.“

Von der sportlichen Qualität abgesehen, ging es den beiden FCM-Zugängen auch darum, eine Portion Lockerheit in die Kabine zu bringen. „Man merkt, dass die Jungs einen Rucksack mit sich herumgetragen haben, nach den zahlreichen Niederlagen und den vielen späten Gegentoren“, sagt Berwein. „Vielleicht können wir dabei helfen, die Qualität aus der bisherigen Mannschaft wieder mehr herauszukitzeln.“

Die Verträge der beiden Ex-Türkgücü-Spieler laufen zunächst bis Sommer. Berwein kann sich darüber hinaus einen Verbleib in Memmingen vorstellen – im Optimalfall in der Regionalliga. „Da sind wir jetzt gefragt, in den nächsten Wochen die nötigen Punkte einzufahren“, sagt der Stürmer. Ein besonders Schmankerl könnte der letzte Spieltag werden – wenn der FCM am 17. Mai bei Türkgücü München gastiert.

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Allgäuer Zeitung vom 16.03.2024 – Foto (C) Tobias Giegerich

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