KICKER: Akklimatisierte Memminger fiebern den kleinen Bayern entgegen

Der FC Memmingen hat sich in der neuen Liga schnell zurechtgefunden. Gegen den FC Bayern II wartet auf den Aufsteiger nun der nächste Härtetest, berichtet das KICKER-Sportmagazin:

Der FC Memmingen ist nach seinem Comeback schon ein Stück weit wieder in der Regionalliga angekommen. Nach vier absolvierten Spielen stehen sieben Punkte zu Buche, darunter aus zwei Auswärtssiegen. Zuhause durften die Memminger erst einmal ran, weil das Nachbarschaftsduell gegen den FV Illertissen wegen dessen DFB-Pokalteilnahme erst am 9. September stattfindet. Zwar wurde der erste Heimauftritt gegen den 1. FC Nürnberg II verloren, aber Trainer Matthias Günes reflektiert das 0:2 mittlerweile etwas anders, weil die Club-Amateure zusammen mit Unterhaching in der Tabelle ganz oben stehen. „Wir waren auch in diesem Spiel eigentlich ganz nah dran“, wäre für dem 42-jährigen auch hier Zählbares möglich gewesen, nur ein einziger individueller Fehler habe den Ausschlag gegeben.

Dass sich die Allgäuer – natürlich auch mit Aufstiegseuphorie – so schnell akklimatisiert haben war nicht unbedingt so zu erwarten, denn mit Lukas Rietzler fehlt eines der Herzstücke der Aufstiegsmannschaft. Der Kapitän verletzte sich im Testspiel gegen den Bundesligisten FC Augsburg, steht bestenfalls im Spätherbst, im schlechtesten Fall erst nach der Winterpause wieder zur Verfügung. Letzteres gilt auch für Philipp Kirsamer. Der Sommer-Neuzugang aus Ravensburg zog sich einen Ermüdungsbruch im Fuß zu und Günes befürchtet, dass die Vorrunde für den 22-jährige gelaufen ist. Damit steht der FCM eigentlich ohne nominellen Mittelstürmer da. Aber auch zuvor fehlte der klassische Goalgetter. Die Memminger lösen es anders. Auch beim jüngsten 3:0 Auswärtssieg in Aschaffenburg war das schnelle Umschaltspiel der Erfolgsgarant. Auf den Außenbahnen marschieren mit hohem Tempo Pascal Maier und Nico Nollenberger, der Bruder von Zweitliga-Profi Alexander Nollenberger (1. FC Magdeburg).

Trotz der beiden Langzeit-Ausfälle hat Günes auch noch starke Alternativen. Die Einwechslungen in Aschaffenburg brachten nochmal Qualität auf den Platz und würgten einen Sturmlauf der Gastgeber regelrecht ab. Dass von der Bank nochmal nachgelegt werden kann, ist ebenso beachtlich, denn große Verstärkungen hat es nach dem Aufstieg nicht gegeben. Aber die Rückkehrer Marcello Barbera, Fabian Lutz und Kim Paschek waren Wunschspieler des Trainers. Mehr als die Hälfte der bislang eingesetzten Spieler stammt aus dem eigenen Stall, nahezu alle anderen kommen aus der näheren Umgebung.

Jetzt freut sich der FC Memmingen am Freitag auf das Treffen mit dem FC Bayern München II. Von der jüngst von Jürgen Klopp angestoßenen Diskussion, die U-Mannschaften der Profivereine in eine eigene Liga zu verbannen, hält Matthias Günes übrigens gar nichts. Zum einen sind beispielsweise die „kleinen Bayern“ mit ihren Talenten nicht nur in Memmingen ein Zuschauermagnet. „Wenn die jungen Spieler in eigenen Ligen unter sich bleiben, wann sollen sich dann im Herrenfußball bewähren? Wenn sie 22 oder 23 sind?“, fragt Günes rhetorisch. Und auch für seine Jungs ist es etwas Besonderes gegen mögliche Stars der Zukunft zu spielen.

Ehemalige FCM‘ler haben immer noch etwas zu erzählen, wie sie beispielsweise gegen die seinerzeit noch unbekannten und späteren europäischen Spitzenfußballer Emre Can oder Pierre Emil Höjbjerg nicht nur gespielt, sondern auch gewonnen haben. Das soll bei der Neuauflage gegen Bayern II zumindest auch versucht werden. Es wären Bigpoints auf dem Weg zum angepeilten Klassenerhalt, der in dieser Saison auch mit kleinem Etat gelingen soll, um den Ruf einer Fahrstuhlmannschaft abzulegen. Nach den beiden letzten Wieder-Aufstiegen ging es postwendend gleich wieder zurück in die Bayernliga. Apropos: Etwas verspätet wird der Bayerische Fußballverband am Freitag noch die Ehrung der Memminger als Meister der Bayernliga Süd nachholen.

KICKER: GÜNES WIDERSPRICHT KLOPP. AKKLIMATISIERTE MEMMINGER FIEBERN KLEINEN BAYERN ENTGEGEN

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KICKER-Sportmagazin vom 28.08.2025 – Fotos (C) Hannah Brenner, Siegfried Rebhan, Olaf Schulze

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