KICKER: Topfit und widerstandsfähig – Memmingen feiert goldenen September

Aufsteiger FC Memmingen sorgt in der Regionalliga Bayern weiter für Furore. Zwölf Punkte aus sechs September-Spielen bringen nicht nur Ruhe im Abstiegskampf, sondern auch Euphorie im Umfeld. Der Sparkurs wirkt, die Mannschaft zeigt Charakter. Hier geht’s zum Artikel im Kicker-Sportmagazin:

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Für den FC Memmingen war es ein „goldener September“. In allen sechs Begegnungen des Monats blieb der Aufsteiger ungeschlagen, feierte drei Siege und erreichte – zuletzt beim 1:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth II – drei Unentschieden. Das ergibt 12 von 18 möglichen Punkten.

„Die 19 Punkte, die wir insgesamt haben, hätten bei gleichem Spielverlauf, mit ein bisschen Pech auch nur 14 sein können, mit ein bisschen Glück vielleicht sogar 22“, zieht Trainer Matthias Günes eine sehr zufriedenstellende Zwischenbilanz. Das ist für den angepeilten Klassenerhalt nach elf Spieltagen fast schon die halbe Miete.

Rietzler-Verletzung trotz Sparkurs gut aufgefangen

Sportlich läuft es, wenngleich das gute Abschneiden nicht unbedingt so zu erwarten war. Aber der zwangsweise eingeschlagene und eine Woche vor Saisonbeginn verkündete Sparkurs hat nicht nur bei der Mannschaft, sondern auch im Umfeld eine Aufbruchsstimmung ausgelöst. Die Spieler und Trainer verzichten auf 25 Prozent ihrer – ohnehin nicht üppigen – Bezüge.

Von selbst ist keiner abgewandert, obwohl in der Transferzeit noch die Möglichkeit bestanden hätte. Auch die schwere Verletzung von Lukas Rietzler im Freundschaftsspiel gegen den FC Augsburg wurde überraschend gut weggesteckt. Der Kapitän war das Herzstück der Bayernliga-Meistermannschaft. Sein Ausfall wurde in der Mittelfeldzentrale durch verschiedene personelle Varianten bislang gut kompensiert. Rietzler hat in der Reha-Phase wieder mit Lauftraining begonnen, einen Rückkehr-Termin gibt es noch nicht.

Tempofußball schwer zu verteidigen

Freilich hat sich die Taktik der Memminger längst in der Liga herumgesprochen. Starkes Umschaltspiel und hohe Bälle hatten einen großen Anteil für die Erfolge. Ganz auszuschalten und auszurechen war der Tempofußball, wenn sich die Gelegenheiten boten, vor allem durch die schnellen Spieler auf den Außenbahnen, wie Nico Nollenberger und Pascal Maier, von den Gegnern nie. Darüber hinaus sind die Allgäuer heuer stark bei Standardsituationen und – wie schon in der Bayernliga – auf fremden Plätzen, „obwohl wir hier nicht anders auftreten als daheim“, wie Günes anmerkt.

„Es gibt Mannschaften, die einen anderen Ansatz wählen, wie sie Spiele gewinnen wollen. Wir waren uns von Anfang an sehr klar in der sportlichen Leitung und im Trainerteam, was wir brauchen, um in der Liga zu bestehen. Das Kompliment kann man den Jungs machen: Sie bringen das jede Woche auf den Platz“, lobt der Coach, weiß aber auch, „dass es nicht das Einzige bleiben kann und dass wir schon den Anspruch haben, uns in den anderen Themen weiterzuentwickeln“.

Einen durchaus erwarteten konditionellen Einbruch gab es trotz der Belastung durch englische Wochen und zuletzt sehr tiefe Böden nicht. In der Schlussphase konnte der FCM stets noch einmal zulegen und glich zuletzt fünfmal in Folge einen Rückstand aus. „Die Jungs pushen sich gegenseitig, damit keiner auf die Idee kommt aufzuhören – und jeder weiß: Wenn er nicht läuft, bringt ihn ein anderer um“, beschreibt Günes den vorhandenen Teamgeist martialisch.

Sportlich ist beim FC Memmingen also alles im Lot. Doch hinter den Kulissen bleiben Herausforderungen – insbesondere, um das Multifunktionsgebäude e-con ArenaPark auf ein finanziell solides Fundament zu stellen. Erste Maßnahmen des neuen Vorsitzenden Andreas Minkenberg zeigen Wirkung: Zahlreiche Aufgaben, für die bislang externe Dienstleister bezahlt wurden, werden inzwischen ehrenamtlich übernommen.

Auch viele ehemalige Spieler sind bereit, mitzuhelfen. Ein besonderer Tag wird der 18. Oktober: Für ein Benefizspiel der FCM-Legenden gegen den deutschen Ü-45-Meister FC Bayern München haben laut Organisator Alireza Assobar bereits über 150 ehemalige Memminger Spieler ihr Kommen zugesagt.

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Fotos (C) Hannah Brenner

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