
Von Konjunktiven und eventuell eintretenden Szenarien hat Matthias Günes noch nie viel gehalten. Der Trainer des Fußball-Bayernligisten FC Memmingen ist deshalb froh, dass die Ausgangslage vor dem Saisonfinale eigentlich ganz klar ist. „Mit dem, was auf den anderen Plätzen passiert, werden wir uns überhaupt nicht befassen. Wir müssen gewinnen, dann sind wir Meister und Aufsteiger“, sagt Günes vor dem letzten Saisonspiel am Samstag bei Türkspor Augsburg.
Alle anderen Eventualitäten will der 42-Jährige ausblenden. „Es gibt vor dem Spiel das übliche Geplänkel. Wenn angepfiffen wird, spielt das aber alles keine Rolle mehr“, sagt Günes. „Aber eine Anspannung ist da, das brauch ich gar nicht herunterreden.“ Die nötige Lockerheit muss der FCM-Coach vielmehr seinen Spielern mit auf den Weg gegeben – und in dieser Hinsicht sind die Voraussetzungen vor dem finalen Spieltag gut. Die Memminger haben sechs der letzten sieben Spiele gewonnen, darunter auch die Derbys gegen den TSV Kottern (1:0) und den 1. FC Sonthofen (1:0)
Siegesserie und Last-Minute-Treffer feuern die Euphorie beim FCM an
Die letzte Niederlage gab es Mitte März beim 0:1 gegen Verfolger Erlbach. Der vorläufige Höhepunkt der Aufstiegseuphorie im und um den FCM wurde durch den Last-Minute-Treffer von Kapitän Lukas Rietzler beim 3:2-Sieg gegen die SpVgg Unterhaching II am vorletzten Spieltag ausgelöst. „Das nehmen wir alles gerne mit, aber mir war in dieser Woche wichtig, dass wir im Training so wie das ganze Jahr gut arbeiten“, sagt Günes. „Und das war der Fall: Die Jungs arbeiten an ihren Schwerpunkten und halten die Intensität hoch. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“
Je näher das Duell gegen Türkspor Augsburg rückt – das Hinspiel gewann der FCM übrigens dank zweier später Treffer von David Bauer mit 2:1 –, desto gelassener wirkt Günes deshalb. „Natürlich ist die Drucksituation eine andere als beispielsweise am vierten Spieltag. Aber es kommt mir entgegen, dass es jetzt konkret wird“, sagt der 42-Jährige.
Geht es nach Günes, zahlen sich zum jetzigen Zeitpunkt die Verhaltensweisen und die Haltung des ganzen Vereins aus. „Wir haben von Seiten der Vereinsführung in dieser Saison nie den Druck bekommen, unbedingt aufsteigen zu müssen“, sagt Günes. Nach dem Umbruch im Sommer und einer Vorrunde mit einigen Personalsorgen ging der FC als Teil einer fünfköpfigen Spitzengruppe in die Winterpause. „Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass wir oben dabei bleiben wollen“, sagt Günes. „Dementsprechend gab es auch die Ansage in der Kabine.“
Im Vergleich zum 3:2 gegen Unterhaching II kann Günes auf denselben Kader setzen, sein angeschlagen ausgewechselter Neffe David Günes stieg unter der Woche wieder ins Training ein. In dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen David Mihajlovic, Kutay Yel und Matthias Moser.
Wenn der FC Memmingen aufsteigt, muss der Klub wie in den vorangegangenen Jahren infrastrukturelle, medientechnische, organisatorische und personelle Voraussetzungen schaffen. Insgesamt müssen sieben Vereine bis Ende Juni noch Auflagen erledigen oder Unterlagen nachreichen, darunter auch der FCM. So gilt es noch einen Sanitätsdienst mit bei allen Heimspielen in der Arena stationiertem Rettungswagen nachzuweisen.
Weil der Wiederaufstieg aber noch nicht in trockenen Tüchern ist, wurde hier noch kein Vertrag geschlossen. Allerdings sei es laut einer Pressemitteilung des FCM schwer, eine Hilfsorganisation zu finden, die ein ganzes Jahr für alle Heimspiele zur Verfügung steht. Weitere Dinge, wie personelle Meldungen zu Medienbeauftragten, Stadionsprecher und ein Brandschutz-Nachweis sieht der zweite FCM-Vorsitzende Thomas Reichart, nur als Formsache an.
Kurios ist aber, dass der FC Memmingen in Sachen Flutlicht eine Ausnahmegenehmigung erhält: Zwar wurde 2007 mit dem Neubau der Arena eine leistungsstarke Lichtanlage mit 400 Lux erstellt und am Zustand hat sich nichts geändert, doch reichen die vorliegenden Unterlagen dafür dem Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) nicht mehr aus. Alle Regionalligisten müssen mittlerweile über ein ausreichendes Flutlicht verfügen und die tatsächliche Leistung der geforderten Lichtstärke von 400 Lux nachweisen.
Nur für Aufsteiger gibt es eine Übergangsregelung von einem Jahr – die nun im Fall des FCM, trotz bestehender Anlage, zum Tragen kommt. Aktuelle Regionalliga-Vereine wie beispielsweise Ansbach, Aubstadt, Illertissen oder Vilzing, die über gar kein oder ein nicht ausreichendes Flutlicht verfügten, müssen den Bau oder die Nachrüstung bis zum Sommer abschließen.
Die Ausgangslage im Bayernliga-Aufstiegskampf
In der Pole Position: Die Ausgangslage ist klar: Gewinnt der FC Memmingen (1. Platz/60 Punkte) das Auswärtsspiel am Samstag (14 Uhr) bei Türkspor Augsburg (12./37), ist der FCM Bayernliga-Meister und Aufsteiger in die Regionalliga. Bei einem Remis oder einer Niederlage gegen die bereits geretteten Augsburger hängt die Endplatzierung des FCM von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen ab.
Der direkte Vergleich: In diesen Fällen ist zwischen Meisterschaft, Relegation und dem Verpassen des Aufstiegs alles drin. Den direkten Vergleich mit den aufstiegsberechtigten Konkurrenten SV Erlbach (1:1, 0:1) und FC Pipinsried (0:0, 1:3) hat der FC Memmingen jedenfalls verloren – darauf käme es bei Punktgleichheit an.
Schützenhilfe vom Kottern? Der FCM könnte auf dem Weg zum Titel Hilfe vom Allgäuer Rivalen TSV Kottern (6./51) bekommen, der am Saisonfinale beim FC Pipinsried (4./58) gastiert. Der SV Erlbach (3.(58) ist derweil zeitgleich beim SV Kirchanschöring (7./49) gefordert.
Außer Konkurrenz: Hinter dem FC Memmingen lauert der TSV 1860 München II (2./59), der am letzten Spieltag bei Schlusslicht und Absteiger Rain am Lech (20 Punkte) gastiert. Die zweite Mannschaft der „Löwen“ darf aufgrund der Drittligazugehörigkeit der Profis lediglich um die Bayernliga-Meisterschaft, nicht aber um den Aufstieg in die Regionalliga Bayern kämpfen.
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Von Tobias Giegerich und Andreas Schales – Allgäuer Zeitung vom 17.05.25 – Fotos (C) Siegfried Rebhan