
FCM-Vorsitzender Andreas Minkenberg informiert bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung: Warum der Traditionsverein kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand und wie die Verantwortlichen nun gegensteuern. Darüber berichtet die Memminger Zeitunt:
Fünf Monate lang hatten die Verantwortlichen des FC Memmingen (FCM) einen großen, dichten Mantel des Schweigens über dem e-con ArenaPark ausgebreitet. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Fußball-Regionalligisten konfrontierte Vorsitzender Andreas Minkenberg (links im Bild) die anwesenden Mitglieder am Dienstag mit einer beunruhigenden Nachricht: Der 1907 gegründete Traditionsverein stand Ende Juni kurz vor der Insolvenz. „Es war schon alles vorbereitet, um zum Amtsgericht zu gehen“, gestand Minkenberg, der seit Ende Februar als Nachfolger von Armin Buchmann amtiert.
„Wir haben bereits im März gemerkt, dass wir uns eigentlich keine weitere Saison leisten können, und schon eine Fachkanzlei für Insolvenzrecht eingeschaltet.“ Doch der FCM hat die drohende Zahlungsunfähigkeit fürs Erste abgewendet. Das war die beruhigende Nachricht, die Minkenberg den 108 stimmberechtigten FCM-Mitglieder sendete, die sich an diesem Abend im e-con Arena-Park versammelt hatten. Auf Nachfrage aus den Reihen der Mitglieder (insgesamt 682, Stand 1. Januar 2025) räumte der Vorsitzende ein: „Uns haben rund 500.000 Euro gefehlt, der größte Brocken durch den e-con ArenaPark.“
Der 62-Jährige betonte: „Die Notwendigkeit einer schnellen Lösung hat jeder gesehen.“ Diese hat der FCM-Vorstand gemeinsam mit Anwälten, Sponsoren und der Stadt gefunden. Minkenberg bedankte sich bei der rund zweistündigen Versammlung ausdrücklich beim anwesenden Oberbürgermeister Jan Rothenbacher für dessen „große Unterstützung“ – ideeller, nicht finanzieller Art.
Am Tag nach der Versammlung erklärte Minkenberg unserer Redaktion auf Anfrage, was er damit gemeint habe: „Der OB hat in den Gesprächen mit unseren Banken beratend mitgearbeitet, um zu einer Lösung zu kommen.“ Diese sei nun gefunden worden: mithilfe von Anwälten, der Stadt, der Banken und der Sponsoren.
Die Banken hätten dem FCM großes Entgegenkommen signalisiert, und die 119 Sponsoren stünden nach wie vor hinter dem Verein und unterstützten ihn. „Zwei von ihnen haben sich besonders exponiert“, sagte Minkenberg im Gespräch mit unserer Redaktion. Um sich bei den Unterstützern und Förderern, die großen Teamgeist zeigten, zu bedanken und mit ihnen den weiteren Weg auszuloten, hatten die FCM-Verantwortlichen diese für den Mittwochabend in den e-con ArenaPark eingeladen.
Die Saison 2025/26 sei auf jeden Fall gesichert. Das reicht dem gebürtigen Rheinländer Minkenberg aber nicht: „Wir bemühen uns nun, den Verein auf Beine zu stellen, die langfristig stabil sind. Wir müssen jetzt ein starkes Fundament schaffen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.“ Der FCM-Vorsitzende, der seit 14 Jahren in Memmingen lebt, unterstrich in diesem Zusammenhang: „Wir müssen mit unseren Ausgaben vorsichtiger umgehen. Dass wir sparen und in den kommenden Monaten weitere Schritte unternehmen müssen, um Belastungen langfristig abzubauen, ist mittlerweile wohl jedem aufgefallen.“
Und dann sagte er im e-con ArenaPark zu den versammelten Mitgliedern: „Der Bau dieses Gebäudes hat den Verein finanziell überfordert. Wir haben noch keine Lösung für es, fragt mich nicht. Aber ich bin mir sicher: Wir packen das!“ Neben dieser Aussage, die an Angela Merkel erinnerte, orientierte sich der erfahrene Geschäftsmann und Sanierer Minkenberg auch ein bisschen an Winston Churchill.
Er forderte von den Mitgliedern und Sponsoren zwar nicht „Blut, Schweiß und Tränen“, kündigte aber an: Wer beim FCM „Aufwandsentschädigungen“ erhalte (Ehrenamtliche, Spieler), müsse künftig mit einer 25-prozentigen Kürzung rechnen. Minkenberg ergänzte: „Wir haben auch unseren Sponsoren Leistungen aus ihrem Paket im VIP-Bereich weggenommen. Dadurch sparen wir rund 100.000 Euro ein.“ Eine weitere Überlegung sei, einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen.
Weitere Einnahmen erwartet sich der Verein durch eine Erhöhung der Beiträge. Diese wurden am Dienstagabend einstimmig, ohne Enthaltung, ohne Gegenstimme, beschlossen und sollen ab 1. Januar 2026 gelten. Künftig zahlen FCM-Mitglieder in jeder Beitragsstufe zehn Euro mehr als bisher. Zwei Beispiele: Für einen aktiven Jugendlichen werden künftig 115 Euro fällig. Bisher waren‘s 105 Euro. Familien mit drei Aktiven zahlen künftig 185 Euro (bisher: 175 Euro) Jahresbeitrag.
Ebenfalls um zehn Euro erhöht wird die einmalige Aufnahmegebühr: von 30 auf 40 Euro. Unverändert blieben die Ausbildungspauschalen für die rund 250 Nachwuchsspieler. Diese betragen weiterhin 350 Euro jährlich für A- und B-Junioren, 250 Euro für C- und D-Junioren sowie 130 für E- und F-Junioren.
„Das durch die Erhöhung eingenommene Geld fließt nicht in Steine, sondern in den gemeinnützigen Teil unseres Vereins“, versicherte FCM-Sprecher Andreas Schales (rechts im Bild) den versammelten Mitgliedern. Und fuhr wortspielend fort: „Alle leisten jetzt ihren Beitrag.“
Abschließend ergriff FCM-Schatzmeister Markus Kramer das Wort: „Die letzten Monate waren nicht einfach für uns.“ Trotzdem habe er nicht hingeschmissen, denn: „Wir haben eine Perspektive, die sich lohnt.“ Das Schlusswort hatte dann der Vorsitzende: „Wir packen das!“, rief er den Mitgliedern zu – und fügte nach einer kurzen Pause rhetorisch an: „Oder?“
Von Manfred Jörg – Memmingen Zeitung vom 31.07.2025 – Fotos (C) Siegfried Rebhan