So feierte der FC Memmingen die Bayernliga-Meisterschaft

1970, 2003, 2010 – und jetzt 2025: Der FC Memmingen Meisterschaft der Vereinsgeschichte – zwei davon als Bayernligist – und die damit verbundene Rückkehr in die Fußball-Regionalliga. Als Spitzenreiter waren die Memminger in den letzten Spieltag gegangen, als Meister jubelt der FCM durch den 3:0 (1:0)-Sieg bei Türkspor Augsburg nun über die Rückkehr in die vierte Liga. Der Aufstiegstag in chronologischer Reihenfolge:

13.47 Uhr Die linke Tribünenseite des Stadions in der Bezirkssportanlage Haunstetten ist fest in Memminger Hand. Die rund 200 mitgereisten FCM-Fans trommeln, schwenken Fahnen und skandieren: „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ – während die Mannschaft nach letzten kurzen Sprints noch einmal in die Kabine geht.

13.57 Uhr Die Mannschaften betreten den Platz – der FCM in den schwarzen Auswärtstrikots und mit einem Trauerflor in Gedenken an den vergangene Woche verstorbenen Betreuer Konrad „Konny“ Bärtle.

14.13 Uhr Erste gute Chance des FCM: Eine Hereingabe von Maximilian Dolinski wird von einem Türkspor-Verteidiger an die Latte gelenkt. Wenige Sekunden zuvor geht der TSV Kottern beim Memminger Konkurrent FC Pipinsried mit 1:0 in Führung. Schon vorher war klar:Bei einem Remis oder einer Niederlage des FCM wären die Ergebnisse der Kontrahenten Pipinsried und Erlbach ausschlaggebend im Aufstiegsrennen.

14.24 Uhr Bewegung im FCM-Fanblock: Sechs Nachwuchsspieler springen in Richtung Spielfeld und übernehmen auswärts die vakanten Rollen der Balljungen.

14.42 Uhr Günes machts! David, Neffe von FCM-Coach Matthias Günes, drückt in der 41. Minute eine Hereingabe von Maximilian Dolinski aus vier Metern über die Linie. Die Memminger Fans rufen: „Spitzenreiter, Spitzenreiter“.

14.48 Uhr Halbzeit in Augsburg-Haunstetten: Die Mannschaften gehen in die Kabine, Chefcoach Günes und Co-Trainer Candy Decker tüfteln am Spielfeldrand noch zwei Minuten lang über der Taktiktafel.

15.06 Uhr Drei Minuten nach Wiederanpfiff ist der FCM auf dem besten Weg in Richtung Meisterschaft. Pascal Maier dribbelt von der rechten Seite in die Mitte und legt am Strafraum auf Vetter ab. Der 23-Jährige schließt aus 16 Metern mit links ab und trifft akkurat ins lange Eck. Gute Nachrichten gibt es auch aus Kirchanschöring, wo die Gastgeber inzwischen 2:0 gegen Erlbach führen.

15.15 Uhr Der vor drei Monaten neugewählte FCM-Präsident Andreas Minkenberg traut der Sache noch nicht: „Wir sind noch nicht durch.“ Wenig später macht die Nachricht vom Kotterner Treffer zum 2:0 gegen Pipinsried die Runde.

15.24 Uhr Das Spiel plätschert etwas vor sich hin, auch die Balljungen sind wieder auf die Tribüne zurückgekehrt. Derweil erhöht Kirchanschöring auf 3:0, von den Memminger Anhängern sind laute „Bayernliga-Meister, Bayernliga-Meister, Bayernliga-Meister – FCM“-Sprechchöre zu hören.

15.28 Uhr Türkspor Augsburg nur noch zu zehnt: Berkan Aydin sieht nach einem heftigen Einsteigen gegen Maier die Rote Karte.

15.41 Uhr Auf der FCM-Bank und auf der Tribüne macht sich lockere Stimmung breit, auf dem Spielfeld tut sich nicht mehr viel. Die bereits geretteten Augsburger betreiben Schadensbegrenzung, der FCM kontrolliert das Geschehen.

15.43 Uhr Zwei Kartons – offenbar die zuvor versteckten Meistershirts – werden an die Ersatzbank gebracht.

15.41 Uhr Der für Vetter eingewechselte Nico Nollenberger trifft in der 86. Minute zum 3:0 und beseitigt die letzten Zweifel am Memminger Titelgewinn. An der Seitenlinie macht Günes zwei Luftsprünge. Die Memminger Ersatzspieler, das Trainerteam und die Betreuer versorgen sich mit den ersten Meister-T-Shirts und warten auf den Abpfiff.

15.48 Uhr Nachdem im Memminger Fanlager ein rot-weißer Rauchtopf gezündet wurde, zögert sich der Abpfiff von Schiedsrichter Michael Krug noch etwas hinaus. Wenige Sekunden später ist die Partie vorbei – und der FCM krönt sich zum Titelgewinner der Bayernliga-Saison 2024/2025.

15.50 Uhr Die Spieler bilden im Mittelfeld einen Jubelkreis und rufen: „Bayernliga-Meister FCM“. Nach der kurzen Feierei auf dem Platz geht es zu den Fans.

15.54 Uhr Etwas Ungeduld macht sich bei der Mannschaft breit, nachdem die ersehnte Bier-Lieferung auf sich warten lässt. Wenig später kommen die ersten beiden Kästen.

15.55 Uhr Bis die ersten Bierduschen niederregnen, dauert es nicht lange. Erste „Betroffene“ sind Kapitän Lukas Rietzler und Torwart Dominik Dewein. „Ein sensationeller Tag. Wir werden alles abreißen, feiern bis in die Morgenstunden und diese Meisterschaft richtig genießen“, kündigt Dewein an.

16.03 Uhr Das Shirt von FCM-Coach Matthias Günes ist noch trocken. „Mich hat noch keiner erwischt“, sagt der 42-Jährige lachend. „Einmal mehr muss ich vor den Jungs meinen Hut ziehen. Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können, vor allem weil wir es aus eigener Kraft geschafft haben. Wie und wo wir jetzt feiern, ist mir egal – ich bin für alles bereit.“

16.06 Uhr Kapitän Rietzler organisiert die Bierdusche für seinen Trainer und meint: „Wer am Ende der Saison oben steht, hat es einfach verdient.“ Als Taktgeber für die Party am Abend kommen für den besten FCM-Torschützen der Saison (elf Treffer) Jakob Gräser, David Remiger und Maximilian Dolinski infrage.

16.10 Uhr Die Mannschaft feiert den Titelgewinn mit einem großen Champions League-Pokal und animiert die Fans zum „Humba Täterä“. Aus der Box dröhnt ein bunter Song-Mix mit Liedern wie „Der Zug hat keine Bremse“, „Ich fühl mich Disco“, „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn“ „Hey, das geht ab“ und dem Klassiker „You’ll never walk alone“.

16.15 Uhr Mit dem Schlachtruf „Bayernliga, nie mehr, nie mehr“ gehen die FCM-Spieler zu ihren Familien und Freunden auf die Tribüne. Co-Trainer Candy Decker sagt: „Nach so viel Negativität in den letzten Jahren haben sich die Jungs das selbst verdient. Mit meinen 37 Jahren kann man auch mal noch ein, zwei Nächte durchdrehen“, sagt Decker. Erster Anlaufpunkt nach der Rückkehr in Memmingen: Die Stadiongaststätte in der heimischen Arena.

21.34 Uhr Nach der Rückkehr aus Augsburg gehen die Feierlichkeiten bis Mitternacht im „e-con Arena Park“ weiter. Dabei werden zahlreiche Erinnerungsfotos und- videos gemacht. „Die Stimmung war geil, da ging es nochmal richtig ab“, sagte Rietzler.

1.53 Uhr Zehn Stunden sind seit dem Abpfiff vergangen. Die feiernde FCM-Schar ist inzwischen in die Memminger Disko „Eiskeller“ weitergezogen, wo sie vom DJ euphorisch begrüßt werden.

3.54 Uhr Die letzten „Feierbiester“ verlassen den Club. Wie Rietzler verrät, trifft sich die Mannschaft aber schon am Sonntagnachmittag wieder, um das Heimspiel der A-Jugend anzuschauen. Am kommenden Samstag geht es dann zur Saisonabschlussfahrt nach Mallorca.

.

Fotos (C) Hannah Brenner, Ingo Jensen

WEITERE ARTIKEL