
Der FC Memmingen kehrt in die Regionalliga Bayern zurück. Nach der Entscheidung im Bayernliga-Meisterrennen lassen die Beteiligten ihren Emotionen freien Lauf. Als „bodenständig und fleißig“ bezeichnet Memmingens Meistertrainer Matthias Günes seine Mannschaft. Durch den 3:0-Sieg gegen Türkspor Augsburg steigt der FCM wieder in die Regionalliga auf.
Die Aufstiegsfeierlichkeiten bei FC Memmingen nach dem 3:0 Sieg bei Türksport Augsburg am Samstag gingen bis in die frühen Morgenstunden – und nahmen im Laufe des Sonntags nochmal Fahrt auf. Schon direkt nach dem letzten Saisonspiel gab es aber erste Reaktionen zum erneuten Aufstieg in die Regionalliga.
Trainer Matthias Günes (seit Januar 2024 Chefcoach der ersten Mannschaft): „Ich habe mich wirklich nur auf unser Spiel konzentriert. Irgendwann während der Partie kam Servet Bozdag von Türkspor Augsburg zu mir und hat gesagt, dass sowohl Pipinsried als auch Erlbach hintenliegen. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt hat mich das kaum berührt. Der Fokus lag bei uns, wir haben das inhaltlich perfekt umgesetzt. Wenn wir nichts zulassen, bekommen wir unsere Chancen – das war einmal mehr in dieser Saison der Fall. Da muss ich den Hut vor den Jungs ziehen. Durch die Nachricht vom Tod von Konny Bärtle kam im Vorfeld noch ein gewaltiger Schuss Emotion dazu… Konny war so unglaublich wichtig für uns, es war nicht leicht damit umzugehen. Abgesehen davon hätte ich mir keinen schöneren Tag zum Aufsteigen vorstellen können. Es ist immer besser, es selber zu schaffen. Ich habe so ein Jahr noch nie erleben dürfen: Wir hatten Rückschläge, Komplikationen – und Einschätzungen von außen, dass wir qualitativ zu schlecht wären. Über die ganze Saison haben wir aber die völlig richtige Entwicklung genommen und einen Teamgeist entwickelt, bei dem ich nicht weiß, ob ich etwas in der Art im Fußball nochmal erleben werde. Der FCM wird im Allgäu gerne als ‚übergeordnet‘ angesehen und manchmal wird man als arrogant abgestempelt. Aber diese Art von Bodenständigkeit und Fleiß in dieser Mannschaft ist etwas ganz Besonderes.“
Präsident Andreas Minkenberg (im Februar 2025 als Nachfolger von Armin Buchmann gewählt): „Besser geht es nicht. Ich habe am wenigsten für diesen Erfolg getan, bin aber so stolz auf dieses Team. Was die Jungs in dieser Rückrunde gespielt haben… es war deutlich, dass sie nach diesen Leistungen aufsteigen mussten. Es ist einer der größten Tage der Vereinsgeschichte. Auch das 3:2 im letzten Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching II war nochmal ein starkes Zeichen. Es gibt nichts zu kritisieren, nur zu loben. Die Aufgaben werden kommende Saison in der Regionalliga größer, aber auch schöner.“
Kapitän Lukas Rietzler (mit elf Treffern bester Saisontorschütze des FCM): „Ich bin brutal glücklich, aber schon irgendwie auch froh, dass die Saison vorbei ist. Die ganze Woche hatten wir das Spiel gegen Türkspor im Kopf und deshalb war auch die Anspannung groß. Aber man hat auch gesehen, dass uns die letzten sieben Spiele unglaublich Kraft gegeben haben. Und wer am Ende der Saison oben steht, hat es einfach verdient.“
Co-Trainer Candy Decker (seit über 20 Jahren beim FC Memmingen) : „Wenn wir über diesen Titel reden, geht es nur um die Jungs. Nach den letzten Jahren, in denen es so viel Negativität rund um den Verein gab, haben sich die Spieler diese Meisterschaft einfach verdient. Wir haben nie übertrieben gut gespielt oder den schönsten Fußball der Liga gespielt. Aber bei uns waren Leidenschaft, Wille, Identität und ein Bekenntnis zu Verein und Mannschaft ausschlaggebend. Wenn ich die Mannschaft so feiern sehe, gibt es eigentlich nichts Schöneres, als Fußball-Trainer zu sein.“
Sportlicher Leiter Esad Kahric (als Trainer Bayernliga-Meister 2010 mit dem FCM): “Es ist auch für mich etwas Besonderes, weil ich erstmals als Sportlicher Leiter an einem Titelgewinn beteiligt bin. Es gab über die ganze Saison immer einen ehrlichen und konstruktiven Austausch zwischen Verein und Trainerteam, manchmal auch kontroverse Ansichten. Aber sie konnten letztlich in Ruhe arbeiten und so wie Matthias Günes und Candy Decker die Spieler eingestellt haben, hat es sich die Mannschaft einfach verdient.“
Torwart Dominik Dewein (neun „zu Null“-Spiele in dieser Saison): „Wir haben uns in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Türkspor Augsburg keine Gedanken gemacht, wie wir die Meisterschaft feiern könnten. Auch die Ergebnisse auf den anderen Plätzen haben uns nicht interessiert. Vor acht Wochen, nach der 0:1-Niederlage gegen Erlbach, hat keiner so richtig an den Aufstieg geglaubt – aber danach haben wir alles gewonnen und auch wieder den Glauben zurückgeholt. Am Ende hat sich die Mannschaft einfach für diese ganzen Mühen einfach nur belohnt.“

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Von Tobias Giegerich – Allgäuer Zeitung – Fotos (C) Hannah Brenner, Ingo Jensen