AZ: “Abwarten wäre falsch gewesen”

Die Allgäuer Zeitung berichtet: Verantwortliche des FC Memmingen erklären, warum sie sich von Trainer Stephan Baierl getrennt haben. Der freigestellte Coach sagt: „Wir waren in der Summe nicht gut genug.“

Armin Buchmann ist Unternehmer. Als solcher ist es der Präsident des FC Memmingen gewohnt, Entscheidungen zu treffen und nicht einfach darauf zu warten, dass die Dinge von selbst eine positive Wendung nehmen. Der 58-Jährige ist ein Mann der Tat – auch als Vorsitzender des Fußball-Regionalligisten. Das hat er nun wieder unter Beweis gestellt.

Wie kurz berichtet, haben Buchmann und seine Mitstreiter im FCM-Präsidium nach Beratungen am Wochenende, nach dem 1:3 in Aubstadt, entschieden, Trainer Stephan Baierl freizustellen. Seine Aufgaben haben Bernd Maier und Candy Decker übernommen. Der bisherige Co-Trainer Maier ist nach Ansicht von Buchmann und Sportlichem Leiter Thomas Reinhardt ein „exzellenter Analytiker“, wohingegen Decker für Pfeffer an der Außenlinie sorgen soll. Dass er das draufhat, hat Decker sowohl als Spieler wie auch als Coach beim FCM bereits hinlänglich unter Beweis gestellt.

Nach Ansicht des Vorstandes und der Sportlichen Leitung des Regionalligisten war es nötig, die Reißleine zu ziehen. Und zwar jetzt. Aufsteiger FCM ist nach zehn Spieltagen – ein Sieg, zwei Unentschieden, sieben Niederlagen – mit fünf Punkten Vorletzter. „Wir hatten das Gefühl, dass wir unverzüglich etwas tun müssen, um die Blockade in den Köpfen der Spieler zu lösen“, sagt Buchmann. Reinhardt spricht von „frischen Impulsen“, die dringend notwendig seien.

Nach Ansicht von Buchmann hat sich das Memminger Regionalliga-Team in den vergangenen Wochen „in der immer gleichen Depressionsschleife“ bewegt. „Deswegen wären Abwarten und Nichtstun die falschen Lösungen gewesen.“ Buchmann und Reinhardt war schon Ende August etwas aufgefallen, was ihre Entscheidung nun nicht unwesentlich beeinflusste: Beim 1:1 zuhause gegen den 1. FC Schweinfurt wurde Stephan Baierl, der im Urlaub war, von A-Lizenz-Inhaber Maier als verantwortlicher Trainer vertreten. Dabei hinterließ Maier einen bleibenden Eindruck. Deswegen erhalten er und Decker nun das Vertrauen der FCM-Führung – nicht als Interimstrainer, sondern als möglichst dauerhafte Lösung.

Mit ihnen will der FCM seinen Weg kontinuierlich weiterverfolgen. Für Buchmann heißt das: Um den Klassenerhalt zu schaffen, soll die Mannschaft ab sofort nicht immer auf Nummer sicher gehen, sondern auch etwas riskieren. Reinhardt will, „dass die Mannschaft kämpft, Gas gibt und dadurch die Zuschauer begeistert“. Buchmann und Reinhardt betonen, dass sie sich im Guten von Baierl getrennt hätten.

Dem will der freigestellte Coach nicht widersprechen – auch wenn er „doch etwas überrascht“ worden sei. Der 47-jährige Fußballlehrer räumt aber ein: „Wir haben alles probiert. In der Summe jedoch waren wir einfach nicht gut genug.“

Wie Boss Buchmann und Sportlicher Leiter Reinhardt ist auch der freigestellte Trainer der Überzeugung, dass der FC Memmingen den Klassenerhalt in der Regionalliga schaffen könne. Reinhardt sagt: „Ich habe nie behauptet, dass wir unter die ersten Acht kommen. Aber wir können auf jeden Fall vier Teams hinter uns lassen, um so nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“ Damit das gelingt, auch in den kommenden Spielzeiten, „brauchen wir Geld, um immer mindestens vier, fünf gestandene Spieler in der Mannschaft haben zu können“. Dazu sollten stets mehrere erfahrene Spieler kommen. Die Positionen 14 bis 23 im Kader will Reinhardt künftig mutig mit eigenen jungen Spielern aus der Region besetzen.

Auch deswegen haben die Verantwortlichen des FC Memmingen jetzt die Entscheidung getroffen, sich von Stephan Baierl zu trennen, auch wenn sie in menschlicher Hinsicht hart für sie war. „Doch selbst wenn unsere Kritiker, die uns als Absteiger sehen, am Ende recht behalten sollten, so haben wir doch nicht einfach tatenlos zugeschaut“, sagt FCM-Präsident Armin Buchmann, der als Unternehmer weiß, dass sich die Dinge nicht einfach von allein zum Positiven wenden.

Von Manfred Jörg – Allgäuer Zeitung vom 20.03.2023 – Foto © Olaf Schulze

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