Allgäuer Zeitung: Kleine Bayern zocken den FC Memmingen ab

Für den FC Memmingen wäre vor 2183 Zuschauern im Heimspiel gegen den FC Bayern München II mehr drin gewesen. Was Spieler und Trainer zur 1:4-Niederlage sagen, berichtet die Allgäuer Zeitung:

Die Enttäuschung nach der 1:4-Heimniederlage gegen den FC Bayern München II war groß beim FC Memmingen. So deutlich das Ergebnis der Regionalliga-Partie letztlich ausfiel – es spiegelte vor allem in der ersten Halbzeit nicht die Kräfteverhältnisse auf dem Platz wider.

Schon nach zehn Minuten hätte der FCM gut und gerne mit 2:0 führen können. Nach 60 Sekunden hatte Nico Nollenberger die erste Top-Chance, kurz darauf verpasste eine Hereingabe des Offensivspielers einen möglichen Abnehmer. Einen Freistoß von Fabian Lutz parierte Gäste-Keeper Jannis Bärtl, ebenso einen Kopfball von Innenverteidiger David Bauer.

Aber Fußball ist bekanntlich kein Spiel der Konjuktive. Während vorne beste Gelegenheiten nicht genutzt wurden, war das mit jungen Talenten gespickte FCB-Team an diesem Abend kaltschnäuziger. Dazu passierten dem FCM vor 2183 Zuschauern in entscheidenden Situationen eklatante Nachlässigkeiten. Hauptprofiteur war Gästestürmer Anton Heinz, der alle vier Münchner Treffer erzielte.

FCM-Kapitän Jakob Gräser sagte nach der Partie: „Mich ärgern weniger die vergebenen Chancen, sondern unsere Fehler bei den Gegentoren. Beim ersten Tor lassen wir uns rauslocken, das geht auch auf meine Kappe. Vor dem zweiten Gegentreffer sind wir zwei Sekunden unaufmerksam, das wird in der Regionalliga bestraft“, sagte der 26-Jährige.

Beim ersten Münchner Treffer lief Heinz der weit aufgerückten FCM-Abwehr von der Mittellinie aus davon (28. Minute), beim 0:2 bekamen die Memminger den Ball nicht aus der Gefahrenzone (34.). Das nutzte der technisch hochbegabte Guido Della Rovere mit einer gefühlvollen Flanke auf den Kopf von Heinz.

Dass aber mit dem FCM weiter zu rechnen war, bewies Pascal Maier einige Minuten später, als er nach einer missglückten Klärung von Gästekeeper Bärtl aus 20 Metern ins leere Tor traf (38.). „Eigentlich müssen wir nach einer halben Stunde deutlich führen. Aber danach passieren uns krasse Patzer. Wir machen dann das Tor ausgerechnet in unserer schwächsten Phase“, haderte FCM-Trainer Matthias Günes.

Der 42-Jährige hatte seine Mannschaft anfangs gut auf den Gegner eingestellt: Memmingen erzwang einige Abspielfehler und hohe Ballgewinne, die Defensive stand im ersten Durchgang sicher. In der zweiten Halbzeit war das nicht mehr der Fall, die Gäste bekamen mehr Kontrolle über die Partie. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir noch etwas kontrollierter auftreten und selber Umschaltsituationen schaffen. Das war aber auf der anderen Seite der Fall“, sagte Günes. „Aufgrund der Qualität vor dem Tor war der Bayern-Sieg verdient – aber nicht in dieser Höhe.“

Das sah Bayern-Coach Holger Seitz anders. „Unser Auftreten wurde in der zweiten Halbzeit besser, da haben wir uns spielerisch gefunden und vor allem waren wir gnadenlos effizient. Deshalb geht das 4:1 in Ordnung“, sagte Seitz, der beim Gastspiel in Memmingen auf die Top-Talente Jonah Kusi-Asare und Wisdom Mike verzichten musste. Heinz‘ drittem Treffer per Elfmeter ging ein Foul von Lutz an Bayerns Tim Binder voraus (70.), in der Nachspielzeit traf der 27-jährige Neuzugang von Alemannia Aachen nach einem Konter zum 4:1-Endstand.

Damit verliert der FCM auch das zweite Heimspiel nach dem Aufstieg. Am kommenden Freitag geht es zur SpVgg Hankofen-Hailing. Dabei sollen dann die Erkenntnisse aus dem Bayern-Spiel helfen, den dritten Saisonsieg einzufahren. „Mich würde es mehr ärgern, wenn die Spieler die falsche Einstellung zeigen oder dumme Entscheidungen treffen. Das war gegen Bayern nicht der Fall“, sagte der FCM-Trainer in seiner abschließenden Analyse. „Die Jungs haben das gut gemacht. Die Wahrheit ist aber auch, dass wir sehr riskant gespielt haben und dieses Risiko zu Gegentoren geführt hat.“

Von Tobias Giegerich – Allgäuer Zeitung vom 01.09.2025 – Fotos (C) Hannah Brenner, Siegfried Rebhan

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