Herausragend: Da gibt es nichts zu mosern …

Als Schiedsrichter Assad Nouhoum nach sechs Minuten Nachspielzeit endlich abpfiff, fielen sie sich im Memminger Lager alle jubelnd in die Arme. Der FCM hatte nach der Trennung von Trainer Stephan Baierl die SpVgg Ansbach 2:1 (1:1) bezwungen und nach sechs Partien ohne Sieg den zweiten Dreier der Saison gefeiert. Noch auf dem Feld bildeten die Spieler des Fußball-Regionalligisten einen verschworenen Kreis. In dessen Mitte stand Co-Trainer Candy Decker und schwor die Männer in Rot lautstark auf die kommenden Aufgaben im Abstiegskampf ein. Auch Bernd Maier, der neue Trainer, sprach bei der Pressekonferenz freudestrahlend von einem „Erfolg des Kollektivs“. Und doch war es auch ihm ein Bedürfnis, neben dem überragenden Abwehrrecken Nicolai Brugger ein weiteres Mitglied seines erfolgreichen Kollektivs herauszuheben: Matthias Moser. „Matze“, wie sie ihn beim FCM alle nennen, war unter Coach Stephan Baierl zeitweise bis in die Reserve abgerutscht.

Bernd Maier holte den 23-Jährigen zurück ins Team und ließ ihn sogar von Anfang an auflaufen. Und „Matze“ bedankte sich für das Vertrauen des Trainers auf seine unwiderstehliche Art und Weise: In der sechsten und 79. Minute ging er jeweils auf der rechten Außenbahn steil ab. In beiden Fällen flankte Moser messerscharf in die Mitte; in beiden Fällen vollendete ein Mitspieler die wertvolle Vorarbeit. Beim 1:0 war’s Janis Peter, beim 2:1-Siegtreffer „Dodo“ Stroh-Engel. Auch der Ex-Profi, der beim FCM immer mehr zum Mann für die wirklich wichtigen Tore avanciert, war von Maier und Decker in die Startelf geholt worden.

Der bisherige Co-Trainer Bernd Maier, der erst seit wenigen Tagen das Sagen beim FCM hat, betonte: Er und Decker hätten in den zurückliegenden Tagen viel mit den Spielern gesprochen. Einer hatte ganz offensichtlich besonders gut zugehört: Matthias Moser. „Er hat ein überragendes Spiel gemacht“, lobte ihn sein Trainer, „aber das hatten wir uns auch von ihm erhofft. Denn wir wussten, welches Tempo er ins Spiel bringen kann. Wir haben gehofft, dass er als rechter Außenverteidiger dem Gegner sein Spiel aufzwingt.“ Das tat Moser, nicht nur bei seinen beiden Usain-Bolt-Sprints, die zum Sieg seiner Mannschaft führten.

Bei aller Freude über die wichtigen drei Punkte im Abstiegskampf trat Bernd Maier aber auch gleich sanft auf die Euphoriebremse. Denn auch ihm ist klar, dass er und das Team noch einen weiten Weg vor sich haben. Denn der frühe Führungstreffer sorgte nicht wirklich für erkennbares Selbstbewusstsein bei den Hausherren. „Vor der Pause hatten wir sogar unsere schwächste Phase. Wir sind die Wege nach hinten nicht mehr mitgegangen“, so Maier.

Außerdem sei es seinem Team lange Zeit nicht gelungen, „die Tiefe hinter der letzten Reihe des Gegners zu finden“, analysierte der A-Lizenz-Inhaber – und hatte damit recht: Wenn die Hausherren bei Pässen vor der Wahl standen, wählten sie meist die Nummer sicher. Sie zeigten sich stets bemüht, das sah man ihnen deutlich an. Sie waren aber auch verunsichert. Auch das war deutlich zu sehen. Die Angst vor dem womöglich entscheidenden Fehler spielte lange Zeit mit. Doch das ist ja auch kein Wunder, wenn man in der Tabelle ganz weit unten steht. Gegen Ansbach zeigte der FCM aber, dass er dort nicht bleiben will.

Von Manfred Jörg – Allgäuer Zeitung vom 25.09.2023 – Foto (C) Siegfried Rebhan

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