Abschied von “Weltreisendem” Nicolai Brugger

Nicolai Brugger hat sein letztes Spiel für den FC Memmingen ausgerechnet beim 0:5 gegen Vilzing bestritten. Vor seiner Weltreise sprach er mit Thomas Weiß von der ALLGÄUER ZEITUNG über die sportliche Misere und seine Zukunft.

Bevor Sie nun bald zu einer Weltreise aufbrechen: Wie bitter war für Sie das 0:5 gegen die DJK Vilzing in Ihrem letzten Spiel für den FCM?

Nicolai Brugger: Natürlich hätte ich mir mein letztes Spiel in Memmingen anders vorgestellt. Aber egal, ob es mein letztes Spiel war oder nicht. So dürfen wir uns als Mannschaft einfach nicht präsentieren.

Welche Antworten hatte die Mannschaft denn auf die Pleite?

Brugger: Schwer zu sagen, an was es gegen Vilzing lag. Man kann es auf die schlechten Platzverhältnisse schieben. Aber unser Gegner hatte dieselben Voraussetzungen. Man kann es auch auf den Schiedsrichter schieben. Ja, wir sind ein paar Mal benachteiligt worden. Das darf aber nicht der Grund sein, dass wir am Ende so auseinanderfallen. So wird es extrem schwierig, die Regionalliga zu halten.

Ist das letztlich auch eine Charakterfrage? Oder wo sehen Sie die Ursachen?

Brugger: Im Team stimmt es eigentlich. Absolut. Aber es wird so viel von außen hereingetragen und Druck gemacht.

Nämlich?

Brugger: Emotionen gehören dazu. Wenn die von draußen reinkommen, dürfen wir auf dem Platz uns nicht davon beeinflussen lassen. Das tun wir auch nicht. Im Kopf vieler Spieler setzt sich aber fest, dass viele Entscheidungen gegen uns laufen und wir immer frühe Gegentore bekommen. Das ist eher das, was diese junge Mannschaft beeinflusst.

Es mangelt Ihrer Meinung nach also an routinierten Spielern?

Brugger: Auch wenn wir ein paar gestandene Spieler dabei haben, fehlt uns noch die Erfahrung. Da müssen wir lernen. Der Aufstieg in diese Regionalliga war ja eher überraschend als geplant. Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Mannschaft seitdem nicht großartig verändert hat. Deshalb wäre mein Appell: Alle müssen Geduld haben mit dieser jungen Mannschaft.

Muss der Verein, was die Qualität des Kaders betrifft, nachlegen?

Brugger: Ja, das A und O wird sein, das Team gezielt zu verstärken. Ich bin mit 26 Jahren auch noch nicht alt, gehöre beim FCM aber zu den erfahrenen. Für die noch Jüngeren ist es extrem schwer, sich zu entwickeln, erst recht, wenn die Ergebnisse so niederschmetternd sind.

Dann zu Schönerem. Sie brechen Anfang nächsten Jahres zu einer Weltreise auf? Wohin geht’s?

Brugger: Ich fliege mit meiner Freundin erst mal nach Südostasien. Da wollen wir die ersten Monate verbringen. Später soll’s auch noch rübergehen nach Mittel- und Südamerika. Wir haben einen groben Plan, wollen uns aber auch ein bisschen treiben lassen.

Ist eine Rückkehr zum FCM denkbar?

Brugger: Für mich ist es jetzt schon ein Abschied, der dauerhaft sein wird. Nach dem Jahr will ich beruflich Richtung Unternehmensberatung gehen. Da gehen keine vier Trainingseinheiten pro Woche mehr. 

Zur Person – Nicolai Brugger, 26 Jahre, Spitzname „Popeye“. Laut Fupa bestritt der Innenverteidiger seit 2012 für die FCM-Junioren 44, für den FCM II 87 und für die „Erste“ 77 Spiele. Das Trikot des württembergischen Verbandsligisten VfL Nagold trug er 34 Mal. Gesamt: 242 Spiele, 2 Tore, 4 Assists, 57 x Gelbe Karte, 1 x Gelb-rot, 0 x Rot.

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Allgäuer Zeitung vom 07.12.2023 – Fotos (C) Olaf Schulze / privat

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