Regionalliga-Zulassung: Turbulenzen im Lizenzierungs-Verfahren

Der FC Memmingen kämpft zwar noch um Klassenerhalt in der Regionalliga, hätte im Fall der sportlichen Qualifikation in technisch organisatorischer Sicht aber bereits grünes Licht vom Bayerischen Fußballverband. Die Zulassung ist erteilt, mit einer Auflage. Bis Ende Juni muss noch ein Sanitätsdienst für die Heimspiele nachgemeldet werden. Die bisherige Organisation kann die Betreuung nicht mehr stemmen.

Der FCM kann den Liga-Verbleib noch sportlich packen. Nächster Schritt, um im Rennen zu bleiben, wäre ein Sieg im letzten Punkt-Heimspiel am Freitag (19 Uhr) gegen den SV Wacker Burghausen. Und weiterhin der Blick auf die Konkurrenz, die noch patzen müsste, damit die Memminger Relegationsplatz 16 erreichen können.

Aber möglicherweise wird der Abstiegskampf in der Regionalliga beziehungsweise der Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse grundlegend auf den Kopf gestellt, denn in dieser Woche überschlugen sich die Ereignisse. Es sieht danach aus, dass die Bayernliga Süd gar keinen Aufsteiger stellen wird. Nacheinander haben der SV Erlbach, FC Deisenhofen und TSV Nördlingen ihre Bewerbungen zurückgezogen, weil sie die Anforderungen nicht erfüllen können und /oder wollen. Der TSV Landsberg und der SV Heimstetten hatten erst gar nicht gemeldet. Und auch beim designierten Meister TSV Schwaben Augsburg sieht es durch die Ankündigung einer Erklärung bis zum Ende der Woche eher nach einem Rückzieher aus. Aus der Bayernliga Nord sind aktuell noch vier Interessenten übrig.

Für ein solches Szenario gibt es keine vorgesehene Regelung. Der Verband muss schnellstens eine Lösung aus dem entstandenen Fiasko finden. Wird die Zahl der Regionalliga-Absteiger verringert? Stellt die Bayernliga Nord dann zwei Direkt-Aufsteiger? Wie und ob überhaupt findet eine Relegationsrunde statt? Diese Fragen müssen rechtssicher geklärt werden. Für kommenden Montag ist der FC Memmingen zumindest zu einer Video-Schalte von BFV eingeladen.

Dabei wird der Tabellenvorletzte noch weitere Fragen stellen. Unter den 27 Vereinen, die eine Regionalliga-Zulassung – vorausgesetzt der sportlichen Qualifikation – erhalten haben, ist auch Türkgücü München. Nach FCM-Informationen konnte Türkgücü die zwingend vorgeschriebene Erklärung über die „uneingeschränkte Verfügbarkeit einer Spielstätte“ durch Verein und Eigentümer nicht vorlegen. Nach Münchner Medienberichten Anfang April gibt es lediglich eine „eingeschränkte Erklärung“ für das Dante-Stadion, das aber nicht Viertliga-Standard entspricht. Dem Vernehmen nach hat Türkgücü von Verbandsseite plötzlich bis 28. Juni Zeit, die Stadionfrage final zu klären. Was aber klar den Regularien widerspricht. „Im Falle der Unvollständigkeit der Unterlagen … wird die Zulassung nicht erteilt“. Stichtag war der 15. März, auch eine zehntägige Nachfrist ist längst abgelaufen.

Für den FC Memmingen sieht es nach einer erneuten Ausnahme und Beugung der eigenen BFV-Statuten für Türkgücü aus, denn auch der Zeitpunkt ist entscheidend. Eine Lizenzverweigerung vor dem letzten Spieltag würde die Tabelle verändern, eine Entscheidung danach hätte eine gänzlich andere Nachrückerordnung, sofern es dafür überhaupt noch Kandidaten gibt. Der Abstieg des Schlusslichts und des Vorletzten wären hier schon vollzogen.

Den FCM-Verantwortlichen stößt außerdem sauer auf, dass der letzte Spieltag nicht parallel ausgetragen wird, was für Begegnungen mit Auf- und Abstiegsrelevanz eigentlich zwingend ist. Das Memminger Spiel bei Türkgücü München ist für Freitag (17. Mai) angesetzt, weil am Regel-Spieltag Samstag (18. Mai) das Grünwalder Stadion durch 1860 München und das Stadion in Heimstetten durch den dortigen SV selbst belegt ist. Die Abstiegskonkurrenz spielt aber komplett am Samstag – ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung. Die Schlussfolgerung: Offenbar hat Türkgücü selbst für die laufende Saison keine „uneingeschränkte Verfügbarkeit einer Spielstätte“, denn sonst hätte unlängst das Pokalspiel gegen den FC Ingolstadt auch nicht in das 150 Kilometer von München entfernte Seligenporten verlegt werden müssen.

Die Memminger Arena wäre am letzten Spieltag frei. Eine Heimrechtsverlegung würde verständlicherweise bei den anderen Vereinen im Abstiegskampf gar nicht gut ankommen, wäre bei entsprechender Auslegung der Spielordnung aber durchaus anwendbar. Egal, was sich möglicherweise hinter den Kulissen oder am „grünen Tisch“ noch tut, will es der FC Memmingen möglichst auf dem Rasen entscheiden – und das positiv für sich.

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Das Spiel FC Memmingen – SV Wacker Burghausen ist im Stream von BR24SPORT zu sehen – über Web, der BR24-App und in der ARD-Mediathek. Kommentator ist Edgar Endres.

STADIONZEITUNG “ARENA AKTUELL”

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